In eigener Sache

Stadtbahn-Debatte: Ein Kommentar und der Wirbel

Am 26. August erschien ein „Übrigens“ zur städtischen Infobroschüre über die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn. Daraufhin gab es einige Reaktionen. Hier die „Innenseite“ des TAGBLATT-Chefredakteurs.

30.08.2021

Von Gernot Stegert

Das Verlagsgebäude des TAGBLATTs. Symbolbild: Ulrich Metz

Das Verlagsgebäude des TAGBLATTs. Symbolbild: Ulrich Metz

Ein Kommentar ist eine klassische journalistische Stilform. Er soll Debatten anregen, Zu- und Widerspruch herausfordern. Das „Übrigens“ von Sabine Lohr am 26. August über die Broschüre zum Stadtbahn-Bürgerentscheid war solch ein Kommentar. Allerdings löste er einen – neudeutsch – Shitstorm aus. Besonders auf Facebook werden die Redakteurin für Tübinger Kommunalpolitik und das TAGBLATT wüst beschimpft. Auch Oberbürgermeister Boris Palmer verliert das Maß und droht mit dem Presserat und juristischen Mitteln wie einer Gegendarstellung. Und überhaupt sei früher beim TAGBLATT alles besser gewesen.

Falsches würde das TAGBLATT seit Monaten zur Stadtbahn in Leserbriefen verbreiten und enthielte jetzt auch das „Übrigens“, so der sachliche Teil des Vorwurfs. Tatsachen sind uns heilig. Daher nehmen wir die Kritik ernst und gehen hier darauf ein.

Das „Übrigens“ ist zu berichtigen, aber nur bei einer Aussage: Für den Bürgerentscheid braucht es nicht 20 Prozent Wahlbeteiligung, sondern er gilt als entschieden, wenn die Mehrheit mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten beträgt. Den Fehler bedauern wir. Etwas steil war die Aussage, dass Weilheimer mit Stadtbahn „länger unterwegs sein“ werden als heute. Das gilt – den Weg zum Bahnhof einberechnet – für viele, aber nicht für alle im Teilort. Dass es mehr Verbindungen geben soll, ist kein Gegenargument zum Kommentar, weil es in diesem um die Fahrtzeiten ging. Keineswegs falsch ist Lohrs Aussage, dass in einer Abbildung der Broschüre der Bahnsteig mitten auf der Neckarbrücke endet. Mögen Experten sich dort auf ganzer Länge einen Bahnsteig denken, zu erkennen ist das mit bloßem Auge für Normalbürger nicht.

Auch ein Kernvorwurf geht ins Leere: Die Gemeindeordnung würde vorschreiben, dass die Broschüre nicht durchgängig neutral sein soll, wie Lohr sich wünschte, sondern die Position der Gemeindeorgane darzustellen hat. „Daraus einen Vorwurf zu konstruieren geht an die Grundfesten der Kommunalverfassung“, teilte Palmer mit. Das grenzt selbst an einen Fake. Die Gemeindeordnung verpflichtet, „die innerhalb der Gemeindeorgane vertretene Auffassung“ darzulegen, also von Stadtverwaltung und Gemeinderat. Sie sagt aber nichts über das Wie und den Umfang. Und genau diese beiden Punkte kritisierte die Redakteurin.

Womit der Kreis sich schließt: Ja, es waren anderthalb Fehler im „Übrigens“, aber ansonsten geht es um Meinung. Diese ist kein Fake. Andersdenkende müssen sie aushalten können. So wie auch wir die Leserbriefe von Palmer und anderen aushalten.

Hier gibt es die Broschüre zum Download als pdf-Datei.

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Erstellt:
30.08.2021, 22:05 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec
zuletzt aktualisiert: 30.08.2021, 22:05 Uhr

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