Elchingen · 2. Basketball-Bundesliga Pro B

Ex-Tigers-Trainer Igor Perovic: „Ein Job, der dich verändert“

Trainer Igor Perovic spricht vor dem Start der Playoffs über die Erwartungen in Elchingen, Druck im Sport – und die Zeit in Tübingen.

12.03.2020

Von Sebastian Schmid

Igor Perovic bei einem seiner letzten Einsätze als Tigers-Trainer. Archivbild: Ulmer

Igor Perovic bei einem seiner letzten Einsätze als Tigers-Trainer. Archivbild: Ulmer

Hauptrundenerster, 20 Siege aus 22 Spielen, zuletzt 17 Erfolge in Serie: Die Baskets Elchingen starten als Aufstiegsfavorit in die Playoffs der Pro B. Vor dem Achtelfinal-Auftakt am Samstag (19 Uhr) gegen die Juniors Oldenburg spricht Trainer Igor Perovic, 10 Jahre Spieler und Trainer in Tübingen, über den Druck, der auf ihm und den Spielern lastet, die Unterschiede zwischen 1. und 2. Liga und das Ende seiner Zeit bei den Tigers.

Herr Perovic, ist Sport ohne Druck eigentlich möglich?

Nein, das gibt es nicht. Überall, wo Leute Geld investieren oder verdienen, herrscht eine Drucksituation. Auch wir repräsentieren die Leute, die im Klub arbeiten, und die Unternehmen, die uns sponsern. Denen gegenüber haben wir eine Verantwortung. Und wo es eine Verantwortung gibt, da herrscht Druck.

Denken Sie, dass die Spieler sich dieser Verantwortung bewusst sind?

Die meisten denken da nicht daran. Aber ein Trainer oder Sportdirektor muss das tun und es den Spielern vermitteln. Das muss nicht mit Worten, sondern kann auch durch die Art, wie trainiert wird, geschehen. Das ist uns diese Saison ganz gut gelungen. Unsere Spieler sind aber auch sehr professionell und arbeiten diszipliniert.

Das zeigt sich auch daran, wie Ihr Team in der Hauptrunde aufgetreten ist. Als Erster sind sie bislang der Favoritenrolle voll gerecht geworden.

Ja. Zu Saisonbeginn hatten wir leichte Probleme, auch weil wir den Druck gespürt haben. Vor allem im ersten Heimspiel beim 100:101 gegen Hanau haben wir nicht gut gespielt. Im ersten Achtelfinalspiel zu Hause gegen Oldenburg herrscht nun erneut Druck. Damit müssen wir klarkommen.

Wie ist das für Sie als Trainer? Können Sie die Playoffs genießen? Oder sind Sie während dieser Zeit angespannter und fokussierter?

Ich bin total auf das nächste Spiel konzentriert. Mich interessiert nicht, was in zwei Wochen sein kann. Das sage ich auch meinen Spielern. Sie sollen nicht bereits an den nächsten Gegner denken, denn der kommt dann vielleicht nicht mehr. Sie sollen sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren und am Samstag Oldenburg besiegen. Die Vorbereitung auf die Partie fällt etwas umfangreicher aus, weil meine Spieler den Gegner diese Saison noch nicht gesehen haben.

Die Teams kennen sich aber aus den letztjährigen Playoffs.

Ja, da haben sie uns geschlagen. Auf beiden Seiten sind auch noch ein paar Akteure dabei, aber nicht alle meine Spieler kennen den Gegner. Es ist also eine neue Herausforderung.

Anders als letztes Jahr haben sie nun den Heimvorteil und sind das beste Team der Pro-B-Hauptrunde. Dieses Mal ist Elchingen Favorit.

Wir haben nur zwei Spiele in der Hauptrunde verloren und zuletzt 17 Partien in Serie gewonnen. Deshalb sind wir definitiv der Favorit.

Gibt Ihnen als Trainer diese Siegesserie eine gewisse Gelassenheit?

Ja, ein Stück weit. Es hat Spiele gegeben, die hätten wir durchaus verlieren können. Aber wir haben immer Wege gefunden, sie zu gewinnen. Es gab Spieler, die sich gesteigert und uns so zum Sieg geführt haben. Das ist diese Saison unsere Stärke. Wir verlassen uns nicht auf einen oder zwei Spieler, sondern haben mehrere Akteure, die eine Partie entscheiden können.

Macht es für Sie als Trainer einen Unterschied, ob Sie in der Pro B, der Pro A oder der Bundesliga coachen?

Ja, auf jeden Fall. In der Bundesliga sind die Gegner viel besser, deshalb ist die Vorbereitung deutlich aufwendiger. In meiner Zeit in Tübingen gehörten wir nie zur Spitze und die Gegner waren meist qualitativ besser besetzt. Also musste ich mir was einfallen lassen, um das auszugleichen. Dieses Jahr haben wir die besseren Spieler, das macht die Arbeit einfacher.

Dass Elchingen diese Saison den Aufstieg anpeilt, wurde recht offen kommuniziert. Hat das Ihre Arbeit in irgendeiner Weise erschwert?

Nein, uns war allen klar, worauf wir uns einlassen. Der Aufstieg war mein Ziel vor der Saison und das Ziel des Vereins. Wir haben auch allen Spielern klar gemacht, wo wir hinwollen. Also mussten wir mit dem Druck klarkommen, den wir uns auch selber gemacht haben. Bis jetzt ist uns das ganz gut gelungen – aber wir haben erst 50 Prozent des Jobs erledigt.

Während der Spiele merkt man Ihnen den Druck nicht an, da wirken Sie sehr entspannt. War das bei Ihnen schon immer der Fall?

Nein, das hängt auch mit meinen Spielern zusammen. Diese Saison haben wir sehr intelligente Jungs und eine gute Chemie im Team. Das macht es einfacher, sie zu trainieren. Als ich als Trainer angefangen habe, war ich viel ruhiger, was meinem Naturell entspricht. Aber Trainer zu sein, ist ein schwieriger Job, der dich verändert. Das ist mir am Ende meiner Zeit in Tübingen passiert. Ich habe mich in einer Richtung entwickelt, die mir nicht gefallen hat. Deshalb habe ich beschlossen, dass es Zeit für eine Pause ist. Ich liebe den Basketball – aber er ist nicht alles im Leben.

Info Igor Perovic (46) ist seit dieser Saison Trainer in Elchingen. Von 2009 bis 2015 war er bei den Walter Tigers Tübingen in der Bundesligist tätig, wo er 2015 während der Saison seinen Rücktritt erklärte. Später sagte der Serbe öffentlich, dass er an Burnout litt. Nach einer Auszeit ging er zu Ulm (2017 bis 2019), wo der verheiratete Vater zweier Töchter Jugendteams trainiert hat. Von 2005 bis 2009 war Perovic als Spieler in Tübingen.

Pat Elzie feiert größten Erfolg der Vereinsgeschichte

In der Nordstaffel der 2. Basketball-Bundesliga Pro B hat ein weiterer früherer Tübingern Trainer die Hauptrunden-Meisterschaft mit den Itzehoe Eagles geholt: Pat Elzie (59), von 2004 bis 2006 bei den Walter Tigers und inzwischen seit knapp fünf Jahren im schleswig-holsteinischen Itzehoe, hat mit seiner Mannschaft trotz einer 73:81-Niederlage zum Abschluss der Hauptrunde gegen den Tabellenzweiten Schwelm den ersten Platz verteidigt. Im Playoff-Achtelfinale empfangen die Eagles am Samstag (19.30 Uhr) den Tabellenachten der Südstaffel Baskets Speyer. „Keine leichte Aufgabe, aber eine, die wir meistern müssen“, sagt Elzie auf der Internetseite des Klubs. Die jeweils besten 8 Teams aus der Nord- und der Südstaffel der Pro B spielen die beiden Aufsteiger in die Pro A aus. Dabei trifft zunächst immer ein Team aus dem Norden auf ein Team aus dem Süden.

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Erstellt:
12.03.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 11sec
zuletzt aktualisiert: 12.03.2020, 01:00 Uhr

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