Plattform „Elysium“ für sexuellen Missbrauch programmiert

Ein Hauptangeklagter im Kinderpornographie-Verfahren kommt aus dem Kreis Tübingen

Ein 58-Jähriger aus dem Landkreis Tübingen soll die Kinderpornographie-Plattform „Elysium“ und bereits zuvor die ähnliche Plattform „The Giftbox Exchange“ programmiert haben.

15.05.2018

Von hz

Bild: BortN66 - stock.adobe.com

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Federführende Funktion bei Programmierung, Wartung und Entwicklung der Kinderpornographie-Plattform „Elysium“ wirft die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt einem 58-Jährigen aus dem Kreis Tübingen vor. Er soll selbst nicht an Missbrauchs-Delikten beteiligt, jedoch als Chat-Moderator aktiv gewesen sein. Auch beim Betrieb der kinderpornographischen Internetplattform „The Giftbox Exchange“ 2015 bis 2016 soll er eine führende Rolle gespielt haben. Zwei US-Amerikaner wurden in diesem Fall zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

Das Bundeskriminalamt hatte die als Forum gestaltete und seit Ende 2016 nur übers sogenannte Darknet erreichbare Plattform „Elysium“ im Juni 2017 abgeschaltet. Dort wurden laut Anklage weltweit Kinderpornographie in Form von Video- und Bilddateien getauscht, darunter Aufnahmen schwersten sexuellen Missbrauchs von Kleinstkindern. Zudem sollen sich die Mitglieder bei „Elysium“ zum sexuellen Missbrauch von Kindern verabredet haben. Bei Abschaltung waren mehr als 111000 Mitglieder registriert.

Über erste Festnahmen berichtete die Staatsanwaltschaft im Juli 2017. „Da hatten wir den 58-Jährigen schon auf dem Schirm“, sagt Georg Ungefuk, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Über die Veröffentlichungen stifteten die Ermittler gezielt Unruhe in einschlägigen Kreisen. „Im Darknet ist es wie auf der Straße“, sagt Ungefuk: „Die Leute reden.“ Dadurch konnten verdeckte Ermittler den 58-Jährigen identifizieren, der am 20. Juli an seiner Wohnadresse im Kreis Tübingen festgenommen wurde.

Er und drei weitere Angeschuldigte im Alter zwischen 40 und 62 Jahren sitzen in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft. Nach der nun erfolgten Anklage geht Ungefuk davon aus, dass die Hauptverhandlung im Spätsommer beginnen wird. Vor dem Landgericht Limburg dürften sich die vier Männer erstmals persönlich treffen. Denn: „Wie im Darknet üblich, kannten sie sich bisher nur virtuell“, so Ungefuk.