Corona

Ein Gespenst namens Delta

Trotz der aktuell niedrigen Corona-Inzidenzen und trotz des warmen Wetters gibt es unter Experten weiter Bedenken, ob die Infektionszahl dauerhaft zurückgeht.

21.06.2021

Von HAJO ZENKER

Darstellung der DNA-Analyse eines mutierten Coronavirus: Striche stehen für die Veränderung. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Darstellung der DNA-Analyse eines mutierten Coronavirus: Striche stehen für die Veränderung. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin. Das hat mit den Mutanten zu tun, insbesondere mit der zuerst in Indien aufgetauchten Variante. Denn die mittlerweile Delta getaufte Virusversion ist noch einmal deutlich ansteckender. In Großbritannien jedenfalls, wo Delta neun von zehn Neuinfektionen ausmacht, geht man laut Gesundheitsminister Matt Hancock davon aus, dass diese um 40 Prozent infektiöser ist als die bisher vorherrschende englische Variante, die selbst bereits ansteckender war als das ursprüngliche Coronavirus. Der Immunologe Carsten Watzl von der TU Dortmund, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, geht sogar davon aus, dass sie um 60 Prozent ansteckender sei.

Gleichzeitig sorgt Delta für ein verändertes Krankheitsbild: Laut dem King?s College London berichten Betroffene vorrangig über Kopfschmerzen, eine laufende Nase und eine raue Kehle. Der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, bislang typisches Corona-Symptom, sei dagegen weniger anzutreffen. Delta geht also offenbar anders im Körper vor als die Vorgänger. Eine Folge: Laut einer Studie aus Schottland verdoppelt eine Infektion mit Delta das Risiko, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Großbritannien wieder bei 70. Vorher rangierte sie wochenlang um die 20 – obwohl bereits fast 60 Prozent der britischen Erwachsenen vollständig geimpft sind. Dass spätestens im Herbst die indische Variante auch in Deutschland dominierend sein wird, glaubt Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts, genauso wie Carsten Watzl oder SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Watzl verweist darauf, dass der Anstieg in Großbritannien größtenteils auf Schulkinder zurückgehe. Daher werde „die Diskussion zur Impfung von Kindern und Jugendlichen noch wichtig werden“.

In der ersten Juni-Woche hat das RKI einen Delta-Anteil an den Neuinfektionen in Deutschland von 6,2 Prozent registriert. In der Woche zuvor waren es 3,7 Prozent gewesen. Für Lauterbach aber ist das aktuell noch kein großes Problem: Saisonalität und Impfungen bremsten auch Delta stark, im September könne es Herdenimmunität geben: „Es besteht kein Grund zur Panik.“ Hajo Zenker

Zum Artikel

Erstellt:
21.06.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 59sec
zuletzt aktualisiert: 21.06.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!