Tübingen

Ein Forstmärchen

Weiter geht die Debatte um den richtigen Umgang mit Wald.

29.10.2020

Von Wieland Harms, Tübingen

Lieber Herr Ebert, es ist schon ein wenig entlarvend, dass für Sie geschlossene Wälder automatisch „erntereif“ sind. Ein Wald besteht für Sie offensichtlich nur aus ungesägten Brettern. Das ist bedauerlich.

Das Problem ist nicht, dass wir Holz nutzen. Die Ressourcen auf diesem Planeten sind allerdings begrenzt, auch die nachwachsenden. Wir können in Wäldern wesentlich mehr CO2 speichern als wir das gegenwärtig tun. Nicht jeder „Bedarf“ auf diesem Planeten kann vom Ökosystem unseres Planeten schadlos befriedigt werden. Wir müssen das System vom Kopf auf die Füße stellen.

Leider entwickelt sich die Forstwirtschaft immer mehr zu einer Intensiv-Wirtschaft, wie wir das aus der Landwirtschaft schon längst kennen. Wollen Sie die gleichen Fehler wiederholen, vielleicht gar noch, wie unlängst von der FDP vorgeschlagen, mit Pestiziden oder Gentechnik nachhelfen? Es ist ein Forstmärchen, dass man durch höheren Holzeinschlag im Wald eine bessere CO2-Bilanz erreichen kann. Bis zu 70 Prozent des CO2 landen in Kürze schon wieder in der Atmosphäre und nicht in langlebigen Gütern wie Möbeln oder Dachbalken. Alte Wälder und Urwälder speichern außerdem ein Vielfaches eines jungen Waldes. Selbstverständlich müssen wir Urwälder schützen.

Leider interessiert es brasilianische Rinderzüchter und Sojabauern nicht, wie wir unseren Wald bewirtschaften. Der Urwald wird abgebrannt, so lange es Nachfrage nach ihren Gütern gibt. Dort müssen wir ansetzen.