Tübingen

Eigene Nase

Ska Keller, Vorsitzende der Grünen-Fraktion im EU-Parlament, diskutierte am Freitag mit Tübinger Studierenden über Landgrabbing und gerechte Handelsbeziehungen („Über Fluchtursachen nicht nur reden“, 9. September).

13.09.2017

Von Manuel Haus, Tübingen

Ska Keller hat recht: Beim Thema „Landgrabbing“ denken viele automatisch an „die Chinesen“, die in Afrika Land aufkaufen beziehungsweise pachten. Aber auch für den Export nach Europa werden in Afrika Ländereien von Subsistenz-Bauern enteignet und kommerzialisiert und selbst in Osteuropa kaufen deutsche Konzerne Land auf – als sichere Geldanlage.

Allerdings müssen wir hier noch einen Schritt weiter denken. Wir selbst sind mit unserem Konsum Treiber dieser Fluchtursachen: „In Deutschland wachsen auf zwölf Millionen (Hektar) fruchtbarem Ackerland Getreide, Futterpflanzen und Gemüse. Verbraucht wird aber viel mehr: 14,8 Millionen Hektar Land sind 2007 virtuell importiert worden. Die Fläche wurde damit mehr als verdoppelt” (Sustainable Europe Research Institute). Inzwischen dürfte sich die Situation nicht entspannt haben. Jedes Jahr (!) wird in Deutschland eine Fläche zugebaut, die eine Stadt wie Tübingen ernähren könnte!

Bei einem „Weiter so“ beim Flächenverbrauch und beim Konsum (als Wohlstand schöngeredet, den es zu erhalten gilt), werden wir die Situation nicht verbessern. Da helfen auch die Biotope nichts, die laut Herrn Berthold in jeder Gemeinde eingerichtet werden sollten.

Helfen wird nur, wenn wir uns an die eigene Nase fassen und auch selbst bescheidener werden. Für politische Parteien zugegebenermaßen schwierig. Jedoch dürfen wir nicht aufhören, dies zu thematisieren. Und Lehren daraus ziehen.