Smart-TV

Privatsphäre: Ei, wer schaut denn da mit?

Die mit dem Internet verbundenen Fernseher dringen in die Privatsphäre ein. Was?die Nutzer tun und reden, wird aufgezeichnet und weitergegeben.

05.12.2020

Von dpa

Alles so schön bunt hier! Ein Klick auf die Fernbedienung und dutzende Server laden, was auf und vor dem Bildschirm abgeht. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Alles so schön bunt hier! Ein Klick auf die Fernbedienung und dutzende Server laden, was auf und vor dem Bildschirm abgeht. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Smart-TVs sind aus den Wohnzimmern kaum noch wegzudenken, damit lassen sich Filme streamen und herkömmliche Plattformen nutzen. Die dunkle Seite der Smart-TVs: Alles, was die Nutzer schauen, speichern, klicken und surfen, welche Apps sie nutzen, wie sie den Cursor bewegen und auch ihre Stimme werden registriert und weitergegeben.

Mit ihrer Anbindung an das Internet und über diverse Apps bieten Smart-TV die Möglichkeit, Streamingdienste ebenso zu nutzen wie Mediatheken oder Video-Plattformen. „Viele TVs haben Google Assistant, Alexa oder Siri integriert oder sind damit kompatibel“, sagt Ulrike Kuhlmann von der Fachzeitschrift „c?t“. Dadurch ließen sich die Fernseher und andere Smart-Home-Geräte per Sprache steuern.

Über den „Roten Knopf“ wird die HbbTV-Funktion für den Abruf von Zusatzinfos oder Nachrichten aktiviert. Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV) ermöglicht es, Internetinhalte mit dem Fernsehbild zu verbinden.

Und das Gerät ist ständig mit dem Internet verbunden. Deshalb warnt das Bundeskartellamt: Das „generelle Fernsehverhalten“ einer Person, ihre App-Nutzung und ihr Surfverhalten können „erfasst und ausgewertet werden“.

„Die Hersteller können unter anderem den Standort und IP-Adresse übertragen, die beispielsweise an Netflix und dritte Werbeanbieter geleitet werden“, sagt Andreas Floemer vom Digitalmagazin „t3n“. Unabhängig davon, ob man ein Konto bei dem Streaminganbieter hat oder nicht.

Darüber hinaus könnten etwa der Gerätetyp, der Ort und die TV-Seriennummer und der Name des Wlan-Netzwerks erfasst werden. Damit kann ein Nutzerprofil erstellt werden.

Nach Angaben von Kuhlmann werden bereits bei der Installation einiger Smart-TVs über 60 Server angesprochen, etwa von Google, Amazon und Microsoft. „Nutzen Sie die HbbTV-Funktion, lässt sich jeder Klick mit der Fernbedienung nachverfolgen.“ Deshalb: Den „Roten Knopf“ einfach deaktivieren, wenn man ihn sowieso nicht nutzt.

Wie intensiv Daten gesammelt werden, sei abhängig vom Hersteller, sagt Floemer. „In der Regel sammeln günstigere TV-Geräte mehr Daten als die im höherpreisigen Segment.“

Das Problem: „Nutzer können nicht einsehen, welche Daten gesammelt werden“, sagt Kuhlmann. „Das geben die Hersteller nicht preis.“ Nach Angaben des Bundeskartellamts weisen die Datenschutzbestimmungen der untersuchten Hersteller „schwerwiegende Transparenzmängel“ auf.

Der Sammelei widersprechen

Die Datenschutzbestimmungen seien vor allem deshalb für Verbraucher nicht nachvollziehbar, weil sie für viele Dienste und Nutzungsprozesse gelten sollen. Sich vor einem Kauf über den Datenschutz des Anbieter zu informieren – etwa über dessen Website – sei praktisch unmöglich, bemängelt das Bundeskartellamt.

Teils kann man der Sammelei und Verwendung von Daten widersprechen, am besten gleich bei der Ersteinrichtung des Geräts. „Das hat keinen Einfluss auf die anderen Funktionen, auch wenn das von den Herstellern suggeriert wird“, sagt Kuhlmann. Sollte später ein Dienst tatsächlich nicht funktionieren, ließe sich der Datenzugriff im Nachhinein wieder über die Einstellungen erlauben.

Eine weitere Option ist Kuhlmann zufolge, eine Blacklist im Router anzulegen. Dann darf der Fernseher nur bestimmte Server ansteuern. Das sei aufwendig und eher für Versierte und Spezialisten geeignet. „Es gibt zwar vorgefertigte Listen, die muss man aber permanent pflegen.“

Apps, die man auf dem Fernseher nicht nutzt, sollte man deinstallieren, inklusive Anwendungen für Sprachsteuerung oder Kameras, rät Simone Warnke vom Onlinemagazin „Inside-digital.de“. Jede App, insbesondere wenn sie nicht aktualisiert wird, sei ein zusätzliches Sicherheits- und Datenschutz-Risiko.

Bei etlichen Herstellern ist laut Bundeskartellamt nicht gesichert, dass der Sicherheitsstandard der Geräte in den Jahren nach dem Kauf durch Software-Aktualisierungen aufrechterhalten wird. Kein Unternehmen mache verbindliche Angaben dazu, wie lange es seine Produkte mit Sicherheitsupdates versorgt. dpa

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Erstellt:
05.12.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec
zuletzt aktualisiert: 05.12.2020, 06:00 Uhr

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