Wer sich am Samstag oder Sonntag trotz lähmender Hitzegrade für einen Besuch der größten Automesse in der Region Neckar-Alb entschied, erhielt einen imposanten Querschnitt über den aktuellen Automarkt. Es ist bereits die fünfte Automobil- Messe, die der TAGBLATT-Verlag organisiert. Etwa 180 PKW, Vans, Roller oder Wohnmobile standen wie an einer Perlenkette aufgereiht auf der Freifläche zwischen Landratsamt und Sparkassen Carré in Tübingen. 5000 Interessierte inspizierten am Wochenende Angebote und Neuheiten auf dem Gebiet der Mobilität.

Gleich zu Beginn des Ausstellungsgeländes kamen die Besucher an einem stahlblauen Audi vorbei, an einem leuchtend roten Nissan, einem silbergrauen VW und an einem langgezogenen Volvo. Alles auf den ersten 30 Metern. Wobei: Der Farbmix ist nicht repräsentativ, die vorgestellten Autos waren eher unauffällig lackiert. Einzig das Autocenter Bienefeld brachte für seine Range Rover mit Funk Folien Design gleich die richtige Adresse für Fahrzeugbeschriftungen mit.

Gleich daneben standen zwei Fiat Abarth, von der Größe her eher Stadtautos. „Die erinnern mich an die Fiat 500 von früher“, sagte Lotte Weniger zu Freundin Karla Becht. Beide Frauen kamen aus Tübingen zur Messe. „Und jetzt stehen da solche Rennmaschinen, die über 20.000 Euro kosten“, wunderte sie sich – und beide Rennkugeln haben je 160 PS.

Am Stand von Smart konnte man sich zur Probefahrt anmelden. Das Interesse an E-Mobilität ist groß. Die Smart-Leute mussten sich harten Fragen nach Leistungsstärke und Reichweite der Batterien aussetzen. Und wie ist das Interesse an einer Probefahrt? „Angesichts des Wetters sind die Leute doch recht stark interessiert, ein Wagen ist immer unterwegs“, hieß es da.

E-mobil mit Ökostrom

Auf der anderen Straßenseite hatte Falko Georgi von Wanner Caravaning Wohnwagen und Wohnmobile ausgestellt. Wohnwagen ist für ihn ein „Haus am Haken“. Ein Wohnmobil, bereits mit allerhand Extras, auch mit Klimaanlage, kommt etwa auf 70.000 Euro. „Ich rechne den Familien immer vor, was ihre sonstigen Urlaube pro Jahr kosten, und dass sich so ein Wohnmobil zügig amortisiert hat“ – abgesehen von der Mobilität, die so ein Fahrgerät biete. E-mobil ist man dagegen mit einem der Roller, die die Stadtwerke Tübingen (SWT) zur Probefahrt anbieten. „Unsere Tü-Strom-Roller sind meist auf Probefahrt“, sagte Siegfried Haible von den Stadtwerken. Auch zwei mit Tü-Strom ausgestattete Autos standen den Besuchern zur Verfügung. Falls man Interesse habe an so einem Roller, meinte Haible, den könne man kaufen – über die SWT sei er 150 Euro billiger, und für Ökostromkunden reduziere sich der Preis noch mal um 50 Euro.

Vor dem Landratsamt, im Schatten, hatte Mercedes-Benz die aktuelle Palette seiner Top-Fahrzeuge ausgestellt. Von der A-Klasse über den Turbo bis zum Vito – alle dunkel gehalten, als Kontrast zum gleißenden Sonnenlicht. Dagegen alle ganz in Weiß gehalten waren die Mitsubishi vom Autohaus Komet aus Herrenberg. Schön eingerichtet hatten es sich die Verkäufer vom Autohaus Lindenschmid aus Lustnau: Unter einem Baum, etwas zurückversetzt vom Gehsteig, hatten sie sich auf dem Rasen eine kleine Lagerstatt aufgebaut – mit Tisch und kühlendem Ventilator. Wenig Schatten gab es am Stand mit dem indischen Essen des Taj Palace. Der stand nämlich am späten Nachmittag in der prallen Sonne. Ein Chicken Curry konnte das Brennen von innen noch verstärken.

Mit Rad Rennautos antreiben

Da lockte der Gang zum Rosecker Streuobst: Ein eiskalter Hugo mit Apfelsecco, Rosenblütensirup, Rosenblättern und Minze. Man konnte sich aber auch einfach im Schatten niederlassen: Entlang der Fassade des Landratsamts gab es Tische und Bänke. Franz Hofmeister sorgte für die musikalische Untermalung.

Das Tübinger Museum Boxenstop hatte eine Rennmaschine von Walter Röhrl ausgestellt und verkaufte am Stand Eis. Zum Schwitzen brachte einen die AOK Tübingen: Bei ihr konnten Besucher auf ein Rad steigen, heftig in die Pedale treten und dabei gleichzeitig beobachten, wie die Flitzer einer Carrera-Bahn über die Piste rasten. „Je schneller man tritt, desto schneller die Autos“, so die Erklärung der AOK-Leute. Wer mitmachte, erhielt zur Belohnung einen Strohhut.

Das Autohaus Wuchter (Dußlingen) hatte in seine Citroën-Ausstellung eine alte Ente, einen 2 CV, geschmuggelt. So mancher konnte kaum glauben, dass es da mal einen Schaltknüppel gab, der aus dem Armaturenbrett herausragte. Suzuki gleich daneben bot seine PKW allesamt mit Messerabatt an – ein paar Tausend Euro kommen da, je nach Modell, zusammen. Auch Toyota und ein paar weitere boten Preisnachlässe an.

Ein Renner am Westende des Messegeländes: Die Firma Bluemobility hatte einen Segway-Kurs ausgeschildert, auf dem man mit Helm cruisen konnten. Außerdem gehörte zu ihrem Angebot eine Reihe Elektroroller, die eine Reichweite zwischen 40 und 160 Kilometer haben, je nach Modell und Preis. „Ich habe gar nichts gehört“, sagte Bastian Herbst, als er von seiner Probefahrt zurückkam. „Schlimm ist“, antwortete ihm seine Frau, „dass dich die anderen auch nicht hören.“

Am Sonntag war es ebenfalls brütend heiß. Die Aussteller hatten es unter diesen Bedingungen nicht leicht. „Die tun mir richtig leid“, meinte Beatrice Mutschler aufrichtig. „Ich geh‘ jetzt ins Freibad.“