Umwelt

Durchatmen wird gesünder

Die Luftqualität nimmt in Deutschland und Europa stetig zu. Das könnte sogar den Verlauf von Corona-Erkrankungen beeinflussen.

24.11.2020

Von IGOR STEINLE

Berlin. Die Luft in Europa wird immer besser. Das zeigt der jüngste Bericht der Europäischen Umweltagentur EEA, der an diesem Montag in Kopenhagen vorgestellt wurde. Demnach hat die Verbesserung der Luftqualität in den vergangenen zehn Jahren in ganz Europa zu einem deutlichen Rückgang vorzeitiger Todesfälle geführt.

Ursache der stetigen Verbesserung seien vor allem sinkende Emissionen im Verkehr und in der Energiegewinnung. So sei der Ausstoß an Schadstoffen wie Stickstoffdioxid seit 2009 trotz gestiegener Mobilität zurückgegangen. Auch im Energiesektor haben sich die Emissionen von der Wirtschaftsleistung entkoppelt und verursachen immer weniger Luftverschmutzung. „Es ist eine gute Nachricht, dass sich die Luftqualität dank unserer Umwelt- und Klimapolitik verbessert“, sagte der litauische EU-Umweltkommisar Virginijus Sinkevicius. Dennoch sei die Zahl vorzeitiger Todesfälle „immer noch viel zu hoch“. Vor allem in der Landwirtschaft und beim Heizen müsse mehr getan werden, um die Emissionen zu verringern, so Sinkevicius.

Als Hauptverantwortliche für die Todesfälle wurden Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon ausgemacht. So sind 2018 europaweit 417?000 Menschen (Deutschland: 63?000) an den Folgen von Feinstaubbelastung gestorben, was rund 60?000 weniger sind als noch 2009. Bei Stickstoffdioxid sind es 54?000 (9200) und damit mehr als die Hälfte weniger im Vergleich zu 2009. Auf rund 20?000 Tote gestiegen sind hingegen die Todesfälle in Verbindung mit bodennahem Ozon, was einem Anstieg von 24 Prozent entspricht.

Corona-Tote wegen Feinstaub?

Die Corona-Pandemie spielt in dem Bericht ebenfalls eine Rolle: Die Autoren stellen fest, dass eine langfristige Belastung durch Luftschadstoffe zu Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen führt, die beide als Risikofaktoren für schwere Verläufe oder Todesfälle von Covid-19-Patienten gelten. Einige Studien deuten darauf hin, dass belastete Atemluft hier eine Rolle spielen könnte. So kamen Forscher aus Mainz und Zypern zuletzt zu dem Ergebnis, dass rund 15 Prozent aller mit dem Coronavirus verbundenen Todesfälle auf das Konto der Luftverschmutzung gehen. Andere Wissenschaftler, unter anderem aus Harvard, kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Umweltagentur sieht diesen Zusammenhang jedoch noch nicht als belegt an. „Die Kausalität zwischen der Luftverschmutzung und der Schwere der Covid-19-Infektionen ist nicht klar, und weitere epidemiologische Forschung ist erforderlich“, heißt es im Bericht der EEA.

Dieser gewährte jedoch einen Einblick, welche Auswirkungen die Corona-Lockdowns in Europa auf die Luftverschmutzung hatten. Die Zahlen sprechen dabei eine recht eindeutige Sprache: Vorläufige Analysen zeigen, dass manche Schadstoffe sich in vielen europäischen Ländern um bis zu 60 Prozent verringert haben. Die Stickstoffdioxid-Konzentration sei im April 2020 während der ersten Hochphase der Coronakrise in Deutschland im Schnitt um 31 Prozent geringer gewesen als erwartet. Die Daten stammen allesamt aus 4000 über den ganzen Kontinent verteilten Messstationen. In Ländern mit noch weitreicherenderen Lockdowns, wie etwa Spanien, Frankreich und Italien, sei der Rückgang noch deutlicher ausgefallen.

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Erstellt:
24.11.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2020, 06:00 Uhr

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