Kommentar

Düstere Vorboten

Dominik Guggemos über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.

16.04.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

Berlin. „Deutschland ist ein sicheres Land“, sagt der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Thomas Strobl (CDU). Der Blick in die Kriminalitätsstatistik gibt ihm da größtenteils Recht, mit einer sehr wichtigen Ausnahme: sexuelle Gewalt an Kindern nahm 2020 um fast sieben Prozent zu, die Verbreitung von Kinderpornografie gar um schockierende 54 Prozent. Ein Teil dieses Anstiegs ist durch die Aufhellung der Dunkelziffer durch Ermittlungserfolge zu erklären, was nicht zu beanstanden ist. Dazu kommen Jugendliche, die Bilder austauschen. Das ist zumeist eher ein Fall für altersgerechte Aufklärung als für die Staatsanwaltschaft.

Und doch bilden diese Zahlen einen Vorgeschmack auf das, was kommt, wenn die Pandemie vorbei ist. Lockdowns mögen epidemiologisch notwendig sein, fürs Kindeswohl sind sie eine Zumutung. Frustrierte Eltern zu Hause, keine Lehrer oder Trainer im Sportverein, die auffälliges Verhalten oder Verletzungen melden können. Wir müssen ganz genau hinschauen, wenn die Kinder ihr soziales Leben wiederbekommen. Dazu braucht es gut ausgebildete Ermittler – und vor allem genug Therapeuten, die sich um die psychischen Narben kümmern. Das sind wir den Wehrlosesten unter uns schuldig.