Stuttgart

Dürr verdient an der E-Mobilität und an Küchen

Die Übernahme von Homag durch den Anlagen- und Maschinenbauer Dürr AG hatten viele Branchenkenner im Jahr 2014 noch belächelt.

28.02.2018

Von dpa/lsw

Das Logo von Dürr auf einem Roboter. Foto: Sebastian Gollnow dpa/lsw

Das Logo von Dürr auf einem Roboter. Foto: Sebastian Gollnow dpa/lsw

Stuttgart. Jetzt ist der Hersteller von Maschinen für die holzverarbeitende Industrie der größte Ertragsbringer im Konzern, noch vor dem Lackieranlagengeschäft. «Der Kauf hat sich mehr als bewährt», sagte Dürr-Vorstandschef Ralf Dieter am Mittwoch in Stuttgart.

Mit Homag profitiere Dürr vom weltweiten Trend zur individuell entworfenen Küche. «Die Kunden wollen höherwertige Möbel, sie wollen ihre Küchen selbst designen. In Deutschland gibt es diesen Trend schon länger, aber auch in den USA will man nicht mehr das Wegwerfmodell», sagte Ralf Dieter. Um einzelne Küchen zu produzieren, benötigten die Anbieter jedoch mehr als sechs mal so viele Maschinen wie bei der Serienfertigung. «Selbst in China gibt es jetzt einen großen Markt», sagt Dieter. So baue dort einer der Kunden 60 000 Appartements und habe deshalb bei Dürr gleich eine ganze Möbelfabrik bestellt.

Das Lackieranlagen-Geschäft von Dürr hingegen wurde 2017 vom starken Wettbewerbsdruck belastet. Wettbewerber ergatterten Aufträge zu Tiefstpreisen, der Kostendruck sei enorm, sagte Dieter. «Zudem kürzen die Automobilkunden derzeit ihre Budgets für Anlagen und investieren stattdessen in die Digitalisierung.» Zwar würden Anlagen weiterhin benötigt, die Kunden erwarteten aber niedrige Preise, wie sie beispielsweise von lokalen Anbietern in Asien geboten würden. Den Umsatz steigerte die Lackiersparte von Dürr 2017 deshalb nur leicht auf 1,17 Milliarden Euro.

Anders ist die Situation im Bereich E-Mobilität. «Zunächst mal: Lackiert werden auch die E-Autos», sagte Dieter. Hinzu komme das Umbaugeschäft, denn etablierte Autobauer wollten für Elektroautos noch keine neuen Fabriken bauen, sondern den Bau der Fahrzeuge in bestehende Linien integrieren. Wer sich hingegen gleich ganz der E-Mobilität verschreibe, brauche neue, hoch automatisierte Montagelinien. Vor allem in China, aber auch in Kalifornien gebe es Newcomer. «Viele von ihnen brauchen Beratung bei der Fabrik-Konzeption.» Zwar sei man vorsichtig, was die Liquidität und Überlebensdauer dieser Newcomer betreffe, aber die Margen seien gut.

Im vergangenen Jahr hat Dürr den Umsatz um 4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro gesteigert, das Ergebnis war mit einem Plus von 7 Prozent auf 201,5 Millionen Euro das höchste der Firmengeschichte. Das MDax-Unternehmen ist weiterhin auf der Suche nach ertragreichen Akquisitionen wie der Homag. «Allerdings haben wir hohe Ansprüche», sagte Dieter. Man wolle weder einen Sanierungsfall noch ein Start-Up erwerben, bei der Umsatzgröße peile man 1,5 Milliarden Euro an. «Wir schauen uns im Maschinen- und Anlagenbau um - das können Verpackungsmaschinen sein oder etwas anderes«, sagte Dieter. »Homag schien damals auch unlogisch, war es aber nicht.»

Für das laufende Jahr peilt Dürr dank prall gefüllter Auftragsbücher einen Umsatz von 3,7 bis 3,9 Milliarden Euro an. Der Auftragseingang soll 3,6 bis 3,9 Milliarden Euro erreichen. Die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Marge soll zwischen 7,4 und 7,8 Prozent liegen, nach 7,8 Prozent im Jahr 2017. Dürr will seine komplette Jahresbilanz am 22. März veröffentlichen.

Das Logo von Dürr auf einem Roboter. Foto: Sebastian Gollnow dpa/lsw

Das Logo von Dürr auf einem Roboter. Foto: Sebastian Gollnow dpa/lsw

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Erstellt:
28.02.2018, 13:57 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 28.02.2018, 13:57 Uhr

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