Münsingen · Rauschmittel

Seminaranbieter unter Verdacht: Drogenrausch statt Wellness?

Die Kriminalpolizei ermittelt gegen drei Männer, die Seminarteilnehmern Halluzinogene angeboten haben sollen.

12.10.2020

Von ST

Symbolbild: ©Heiko Küverling - stock.adobe.com

Symbolbild: ©Heiko Küverling - stock.adobe.com

Wegen gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln ermitteln die Staatsanwaltschaft Tübingen und Rauschgiftermittler der Kriminalpolizei gegen drei Männer im Alter von 35, 36 und 37 Jahren. Die Beschuldigten veranstalteten offenbar mehrtägige Seminare, bei denen den Teilnehmern angeblich zum Zweck der Heilung von Seele und Geist Substanzen angeboten wurden, die unters Betäubungsmittelgesetz fallen.

Auf die Spur der Verdächtigen kam die Polizei vor einigen Wochen durch Angaben einer Seminarteilnehmerin, die nach dem Konsum der Substanzen unter erheblichen gesundheitlichen Problemen gelitten hatte. Die Ermittler fanden heraus, dass den Teilnehmern bei solchen Veranstaltungen offenbar regelmäßig dimethyltryptaminhaltige Pflanzenteile und Tiersekrete gereicht werden. Die nach dem Betäubungsmittelgesetz nicht verkehrsfähigen und damit verbotenen Wirkstoffe „DMT“ und „5-Meo-DMT“ sind den Halluzinogenen zugeordnet.

Ihnen werden Nebenwirkungen wie Panik- und Angstattacken, Orientierungs- und Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen zugeschrieben. Zudem können durch das Tiersekret Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und Krampfanfälle hervorgerufen werden. Die Behörden warnen daher explizit vor derartiger Substanzen. Bei der Bewerbung und Organisation der Veranstaltungen gingen die Verdächtigen äußerst konspirativ vor. Bei nicht eingeweihten Interessenten entstand teilweise der irrige Eindruck, dass sie sich zu einer Art Wellnessaufenthalt anmelden. Auch wurde der genaue Ort bei der Bewerbung nicht genannt, erst nach Anmeldung und Anzahlung erfuhren die Teilnehmer in geschlossenen Chatgruppen, wohin sie anreisen sollten.

Dennoch entdeckten die Ermittler, dass am 9. Oktober in Münsingen ein weiteres Seminar abgehalten werden sollte, worauf die Staatsanwaltschaft Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse erwirkte. Bei Seminarbeginn schlugen die Ermittler zu. Die drei Verantwortlichen wurden vorläufig festgenommen. In den Räumen wurden neben Seminarunterlagen mehrere Liter Ayahuasca-Tee und Froschgiftsekrete sowie Tüten und Behältnisse unbekannten Inhalts beschlagnahmt. Diese Stoffe und weitere Substanzen, die teilweise in den Wohnungen der Beschuldigten aufgefunden wurden, werden nun untersucht. Die Ermittlungen zum Umfang des gewerbsmäßigen Handels dauern noch an. Bis sich die Beschuldigten gegebenenfalls gerichtlich verantworten müssen, befinden sie sich auf freiem Fuß.