Endlich zur Ruhe kommen

Drei syrische Schauspieler leben als „Artists in Residence“ in Börstingen

Im Juli leben drei syrische Schauspieler im ehemaligen Börstinger Schulhaus. Als Gäste des Kunstort Eleven erarbeiten sie ein pantomimisches Kindertheaterstück.

19.07.2016

Von Dunja Bernhard

Mohammad Karaf, Aliaa Hwijah, Tareq Alwawi und Imed Ben Taha (von links) auf dem Sofa im Börstinger Kunstort Eleven. Bild: Bernhard

Mohammad Karaf, Aliaa Hwijah, Tareq Alwawi und Imed Ben Taha (von links) auf dem Sofa im Börstinger Kunstort Eleven. Bild: Bernhard

Börstingen. Mohammad Karaf, seine Frau Aliaa Hwijah und Tareq Alwawi leben seit gut einem Jahr in Deutschland. Sie stellten sich am Freitag in Börstingen auf Arabisch als Journalisten und Schauspieler vor. Der Tübinger Imed Ben Taha übersetzte ins Deutsche.

Aliaa Hwijah hatte in Syrien für die Nachrichtenagentur Reuters gearbeitet. 2008 verließ sie ihr Heimatland, ging zunächst nach Beirut und später nach Istanbul. Dort lernte sie Karaf und Alwawi kennen. Alwawi hatte in Syrien für einen Radiosender gearbeitet und in Fernsehserien mitgespielt. Karaf war Tanzlehrer. Zusammen machen die drei Kindertheater.

Als die drei im vergangenen Sommer in die Asyl-Erstaufnahmestelle in Meßstetten kamen, wollten sie dort Workshops für Kinder anbieten. Sketche sollten den Kindern die Verhaltensregeln der Unterkunft nahe bringen, erklärte Karaf. Dass an den Toiletten Anweisungen hingen, wie diese zu benutzen seien, fanden die drei beleidigend. Da ihnen jedoch zunächst kein Raum zur Verfügung gestellt wurde, hatten sie nur wenige Möglichkeiten, mit den Kindern zu arbeiten.

Karaf und Hwijah leben mittlerweile in Rottenburg, Alwawi in Tübingen. Im Rottenburger Theater am Torbogen spielen sie in dem Stück „Herr Rashu hört nicht auf zu nähen“ mit. Als Schauspielgruppe nennen sie sich „A.M.T.“

Die vier Wochen in Börstingen wollen sie nutzen, ein eigenes Stück voranzubringen. Es sei sehr schwer, zwischen Deutschunterricht und Terminen bei der Arbeitsagentur kreativ zu arbeiten, beschrieb Hwijah ihren Alltag.

Für Alwawi ist Börstingen ein Ort der Ruhe, wo er Kreativität und Inspiration finde. Mit einer niederländischen Schriftstellerin, die zur Zeit ebenfalls als „Artist in Residence“ im Kunstort Eleven wohnt, haben sie zusammen Yoga gemacht. Er habe das erste Mal seit seiner Flucht nicht nachdenken müssen, sagt Alwawi.

Das Kindertheaterstück, das die drei entwickeln, soll ohne Worte auskommen. Denn Pantomime kennt keine Sprachbarrieren. Eine Frage, die sie sich immer wieder stellen, machen sie zum Thema: „Wie können wir Zufriedenheit erreichen in einem fremden Land?“ Eine Antwort glauben sie schon gefunden zu haben. „Wir wollen produktiv sein und den Menschen, die uns geholfen haben, etwas zurück geben“, sagt Alwawi. Er hofft, Zufriedenheit durch Arbeit erreichen zu können.

Einen zehnminütigen Einblick in ihr Theaterstück geben die drei Syrer am Mittwoch, 26. Juli, bei einer Veranstaltung der Tübinger Universität im Landratsamt.

Der Maler Imed Ben Taha als Übersetzer und Künstler

Der Tübinger Imed Ben Taha war am Freitag vor allem als Übersetzer da. Er hatte aber auch drei seiner Bilder mitgebracht: weichgezeichnete Landschaften in Blau und Gelb. Jedes Bild sei wie eine Bushaltestelle, die den Betrachter zu einem anderen Ort bringt, sagte Ben Taha. Er sei am Rand der Wüste aufgewachsen. Deswegen spiele für ihn die Weite eine wichtige Rolle. Seine Bilder male er intuitiv.

Imed Ben Taha studierte in Tunesien Tourismus. Er habe schon in der Schule angefangen zu malen. Mit den Aufgaben sei er immer schnell fertig gewesen. Wenn er dann mit den anderen spielte, habe er Schläge bekommen. Also beschäftigte er sich ruhig und malte. „Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört zu malen.“ Vor 20 Jahren kam er nach Deutschland.

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Erstellt:
19.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 19.07.2016, 01:00 Uhr

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