Bom Dia!

Drei Engel, nicht nur für Rugbyspieler

Sportredakteur Wolfgang Scheerer berichtet von seinen Erfahrungen in Rio de Janeiro.

12.08.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Rio de Janeiro. Um einmal ein wenig privater zu werden: Die fünf Stunden, die Rio dauernd hinterherhinkt, machen ein schnelles Frühstück nötig. Wenn es hier 7 Uhr morgens ist, isst Deutschland satt zu Mittag. Und die eine oder andere Stunde ist daheim vorher schon abgearbeitet. Hier muss es also gleich in die Vollen gehen, um nicht noch mehr (deutsche) Zeit zu verlieren.

Möglich machen das schnelle Frühstück beim Bäcker um die Ecke drei Brasilianerinnen mit einem großen Herzen. Ganz besonders auch für einige stattliche Jungs und die Betreuer der französischen Rugby-Nationalmannschaft, die um diese Zeit ebenfalls hier mit Milchkaffee und „doce“, süßen Stückchen, also wahlweise zum Beispiel Fettgebackenes, Bananen-Röllchen, Hefeteig mit Rosinen oder Kokos-Croissants, versorgt und darüber hinaus mit guter Laune, Samba-Singsang und sachten Tanzbewegungen in Schwung gebracht werden.

Auch mit dem Französisch, das kriegen Sonja, Silvia und Christina inzwischen ganz gut gebacken: „Bonjour“ statt „Bom dia“ und „Au revoir“. Die Franzosen sind mit ihrem Brasilianisch deutlich weniger flexibel. Frühstück hier ist jedenfalls die erste Wohltat des Tages. Der Gast wird nicht nur bedient, er wird auch ein bisschen bemuttert. Das lassen sich nicht nur die Profis aus Frankreich gern gefallen.

Silvia ist für den schnellen Kaffee zuständig, Sonia für die zackig servierten „doce“, Christina fürs prompte Kassieren. Ein perfekt eingespieltes Team, bei dem alles gut zusammenläuft, auch ohne jede Aussicht auf Medaillen. Die hätten Sonja, Silvia und Christina natürlich verdient. So denken auch die französischen Spieler. Sie haben die Damen schon mit Olympia-Stickern und Anstecknadeln ihres Rugbyverbandes beglückt. Zu Recht. Erst dank der drei kommen die Sommerspiele täglich so richtig in die Gänge.

Die Franzosen sind gerade im Viertelfinale ausgeschieden. Bald wird es also ein letztes „Au revoir!“ geben. Und alle an dieser Ecke Rios werden ein bisschen traurig sein.