Disconnect

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Drei parallel erzählte Geschichten erkunden in dem Mix aus Drama und Krimi die dunkle Seite des Internets.

15.01.2014

Von Klaus-Peter Eichele

Ein Segen für die Menschheit sollte es sein, doch oft wird das Internet zum Fluch. Neben den Schnüfflern von der NSA und anderen Geheimdiensten tummeln sich dort jede Menge Bauernfänger; es lauern Gefahren, die Existenzen zerstören können. Das Spielfilm-Debüt des gelernten Dokumentarfilmers Henry Alex Rubin („Murderball?) versammelt in loser Verknüpfung drei solcher Geschichten.

Zwei Halbwüchsige verleiten ihren sensiblen Mitschüler mit einem fiesen Trick dazu, ein intimes Foto zu posten und machen ihn dadurch zum Gespött der Schule. Eine ehrgeizige TV-Journalistin dreht eine Reportage über einen minderjährigen Porno-Chatter und bringt den jungen Mann wie auch sich selbst dadurch in größte Schwierigkeiten. Ein Ehepaar verliert sein Hab und Gut, weil den allzu sorglos Surfenden alle persönlichen Daten abgeluchst wurden. Anfangs erinnert der Film ein bisschen an Aufklärungsclips à la „Vorsicht Falle?, die mit erhobenem Zeigefinger vor betrügerischen Machenschaften warnen. Nach und nach gewinnen aber zumindest einige der Figuren kinogerechte Charaktertiefe. Das Internet, so die Botschaft, ist aber nur der Katalysator ihrer Miseren. Eigentliche Ursache ist die Unfähigkeit zur Kommunikation von Angesicht zu Angesicht.

In der zweiten Hälfte werden die Episoden dann in packender Engführung Thriller-artig zugespitzt ? und einige der Konflikte lustigerweise ganz analog mit Fäusten, Knüppeln und Knarren bewältigt. In den (Familien-)dramatischen Passagen verfällt der Film dagegen oft ins Schablonenhafte, am Ende gar ins Süßliche. Das „Short Cuts? des digitalen Zeitalters ist er deswegen trotz ordentlichen Unterhaltungswerts leider nicht.

Die Fallstricke des World-Wide-Webs, zum soliden Thriller-Drama verknotet.

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