Corona

Kommentar: Die richtige Kennzahl

Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler streiten sich derzeit darüber, ob die Inzidenz nun der Leitindex zur Einordnung der pandemischen Lage bleiben soll oder nicht.

30.07.2021

Von DOMINIK GUGGEMOS

Berlin. Wieler findet ja, Spahn sagt nein. Um diese Diskussion richtig einzuordnen, sollte man einen Blick zurück an den Anfang der Pandemie werfen. Ziel der Corona-Maßnahmen war es, „Triage“ und die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Seitdem hat sich vieles getan, vor allem: Rund 42 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung, sind vollständig geimpft.

In dieser Gemengelage lässt sich eine Niedriginzidenz-Strategie, wie sie Wieler vorschwebt, nicht einmal ansatzweise rechtfertigen. Der Zusammenhang zwischen Neuinfektionen und Belastung der Krankenhäuser – um den es gehen muss – ist deutlich geringer. Die Inzidenz, die schon immer eine schwierige Kennziffer war, galt mal als Frühwarnsystem für eine Überlastung, aber das ist sie nicht mehr. Spahns Vorschlag, die Neuaufnahmen in die Krankenhäuser als entscheidende Kennziffer heranzuziehen, ist dagegen richtig, weil er sich auf das Wesentliche konzentriert.