Abbilder des Göttlichen

Die neue Sülchgau-Ausstellung zeigt die Pracht der Weihnachtskrippen

Mit welchem Erfindungsreichtum die Volksfrömmigkeit den Wunsch umsetzte, ein Bild des Weihnachtsgeschehens zu besitzen, zeigt die am Samstag eröffnete Krippenausstellung im Sülchgau-Museum.

07.12.2015

Von Fred Keicher

Bis Mitte Januar zeigt das Sülchgau-Museum in der Rottenburger Zehntscheuer wieder historische Weihnachtskrippen. Bilder: Rippmann

Bis Mitte Januar zeigt das Sülchgau-Museum in der Rottenburger Zehntscheuer wieder historische Weihnachtskrippen. Bilder: Rippmann

Rottenburg. Zu sehen sind „gemodelte Weihnachtsdarstellungen“ aus Schwaben und Tirol. Werner Wiedmaier musste in seiner Einführung vor 50 Besuchern erst einmal den Bedeutungswandel des Wortes „Model“ erläutern. Was heute die Mode-Schauläuferinnen bezeichnet, definierte das Lexikon einst als „in Holz geschnitzte Drucktafeln zum Drucken von Stoffen, auch vertiefte Formen zum Einformen von keramischen Erzeugnissen oder Gebäck, mit heraldischen, pflanzlichen Motiven. Im 4. Jahrhundert aus dem Orient gekommen.“

Einer der Schwerpunkte der Ausstellungliegt auf „gemodelten“ Springerle. Der Teig ist aus allem was rar und teuer war: Eier, Zucker, etwa Mehl, Hirschhornsalz und Anis. Die Familie Spiegelhalter aus Rottenburg hat ihre reiche Modelsammlung in Springerle umgesetzt. Mehrere Tannenbäume sind mit den Darstellungen der Weihnachtsgeschichte, der Flucht nach Ägypten oder Paradiesdarstellungen geschmückt. Von Barbara Oberwinkler sind mehrere Vitrinen voller Modelabgüsse in Gips ausgestellt. Sie hat die Abgüsse farbenprächtig koloriert.

Tief bücken muss man sich, um ein Model vom Konditor Fritz Schwägerle aus Tübingen zu entdecken. Allerdings zeigt sie auch kein religiöses, sondern ein sehr laszives Motiv: eine Rokokodame zeigt ihr offenherziges Dekolleté.

Zwei Vitrinen beherbergen einen richtigen Schatz, eine Krippe, die der 93-jährige Anton Sohn aus Schramberg-Sulgen zur Verfügung gestellt hat. Seit vier Generationen sind die handtellergroßen Tonfiguren in Familienbesitz. Gefertigt hat sie Franz Karl Sohn (1739 bis 1802). Beeindruckend ist die Farbkraft der Figuren, etwa der Uniformen des Trosses der Heiligen Drei Könige.

Wiedmaier vermutet, dass die Figuren nie restauriert worden sind. Vorlagen für die Figuren habe man nicht gefunden. Vermutlich sind es Wachspatrizen gewesen. Dafür spreche auch die phantastische Plastizität der Figuren, bis in die Nebenfiguren hinein. Im Tross der Könige steigt ein Soldat aufs Pferd. Die Figur ist wie eine Momentaufnahme, in der Pferd und Reiter festgehalten sind.

Info: Die Ausstellung „Historische Rottenburger Krippen und gemodelte Weihnachtsdarstellungen“ ist bis 17. Januar 2016 in der Zehntscheuer zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags 14 bis 17 Uhr.

W. Wiedmaier

W. Wiedmaier

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Erstellt:
07.12.2015, 01:29 Uhr
Aktualisiert:
07.12.2015, 01:31 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 24sec
zuletzt aktualisiert: 07.12.2015, 01:31 Uhr

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