Offenes Haus, offenes Herz

Die katholische Klinikseelsorge hat in Tübingen ein neues Haus mit einem „kleinen Hotel“

Nach einjähriger Bauzeit wurde am Dienstag das Haus der katholischen Klinikseelsorge an der Herrenberger Straße 25 mit dem Segen von Weihbischof Thomas Maria Renz eingeweiht.

28.01.2016

Von Fred Keicher

Weihbischof Thomas Maria Renz segnete die Räume. Bild: Metz

Weihbischof Thomas Maria Renz segnete die Räume. Bild: Metz

Tübingen. Das alte Motto der Zisterzienser steht zwar nicht über der Tür, aber als erster Satz im Gästebuch: „Porta patet, cor magis“. Der Hausherr, Klinikpfarrer Dieter Eckmann, übersetzte es den Gästen: „Die Tür steht offen, das Herz umso mehr.“ Neun Jahre war die Klinikseelsorge zu Gast im Erasmushaus. Jetzt hat sie ein eigenes Haus mit Sekretariat, einigen Büroraumen, einem Konferenzraum, einem Raum der Stille und fünf Gästezimmern mit insgesamt zehn Betten. Die stehen Angehörigen von Kranken zur Verfügung, die im Klinikum behandelt werden. Eckmann sprach von einem „kleinen Hotel“, seine Auslastung liege bei 80 Prozent.

Insgesamt arbeiten am Uniklinikum 14 Klinikseelsorger, sieben evangelische und sieben katholische. Man sei „seit Alters her in ökumenischer Verbundenheit“ unterwegs, freute sich Eckmann. Er leitet seit acht Jahren die katholische Klinikseelsorge. Die sechs Pastoralreferentinnen und -referenten und ein Diakon bleiben weiterhin bei den Kliniken stationiert. Wichtig ist der Konferenzraum, in dem sich alle 14 Klinikseelsorger versammeln können. Der Konferenztisch entsteht gerade bei einem Tübinger Schreiner. Die evangelische Kirche übernimmt die Hälfte der Kosten, kündigte Dekanin Elisabeth Hege an.

„Hier zu investieren, war eine gute Entscheidung“, freute sich Oberbürgermeister Palmer, der kurz auf ein Grußwort vorbeischaute. Einen Fahrradparkplatz vermisste er noch, für die Pkw konnte er auf die Parkplätze des benachbarten Parkhauses König verweisen. Weder die Stadt noch das Klinikum sei zuständig für die Unterbringung der Angehörigen. Umso mehr freute er sich über das Engagement der Kirche. Auch Palmer musste erfahren, „dass der Glaube, wenn es zu Ende geht, eine ganz andere Bedeutung gewinnt“. Pfarrer Eckmann sagte: „Der Friede, den uns Gott gibt, ist kein Friede ohne Trauer.“ Der katholische Dekan Tomas Begovic erinnerte, dass Gastfreundschaft vom Glauben komme. So solle das Haus gastfreundlich offen und ein geistliches Haus zugleich sein: „eine Oase der Stille und eine Tankstelle für die Seele“.

Weihbischof Renz las zur Weihehandlung die Stelle aus dem Markus-Evangelium, wo es um die Heilung des Gelähmten geht. Jesus gehe es dabei fast mehr um die Vergebung der Sünden als um Krankenheilung, sagte Renz. Aus eigenem Erleben berichtete er von der Bedeutung der Klinikseelsorge, der es im hektischen Klinikalltag gelinge „einen Raum der Menschlichkeit zu öffnen oder einen Korridor der Barmherzigkeit oder doch wenigstens einen Türspalt“. Den Dank der Klinikleitung „für die ganz wunderbare Arbeit“ der Klinikseelsorger überbrachte Michael Bamberg, der Vorstandsvorsitzende des Klinikums. Besonders zeigte er sich dankbar, „dass Sie den Angehörigen so ein finanziell niederschwelliges Angebot machen“.

Die Bruttobaukosten liegen bei etwa 1,2 Millionen Euro. „Man kann billiger sanieren“, sagte der Stuttgarter Architekt Günther Patzner. Mit seinem Partner Nikolaus Huber war er mit der Entwurfsplanung betraut. Auf Seiten des Bauherrn war Steffen Minte mit der Bauaufsicht beauftragt. Minte ist Architekt und Leiter der diözesanen Bauverwaltung. Patzner dankte „für die sehr vertrauensvolle, gute Zusammenarbeit. Es wird geschätzt, was wir hier machen.“ Das Kuriose an dem Wohnhaus aus dem Ende des 19. Jahrhunderts sei gewesen, dass man über zwei Treppen von der Straße gleich ins erste Obergeschoss gelangte.

Aufgabe der Architekten war, Platz zu schaffen für den Konferenzraum mit etwa 40 Quadratmetern. Dafür wurde aus dem Untergeschoss ein Gartengeschoss mit einem Anbau und einem grünen Dach. Ein Aufzug, der seitlich an das Haus angebaut wurde, ermöglicht den barrierefreien Zugang.

An der Außenfassade wurden nur die maroden Fenster erneuert, sagte Patzner. Die feinen Holzelemente daran wollte man erhalten. Die Fensterläden erhielten einen dezenten Holzanstrich. „Wir wollten nicht überrenovieren.“ Das Haus hatte vor etwa 20 Jahren schon eine Innendämmung erhalten, weshalb auf eine Außendämmung verzichtet werden konnte.

Die Gäste von der evangelischen Klinikseelsorge sangen zur Klampfe „Wie gut, dass wir einander haben“. Ein kleiner Stehempfang schloss die Einweihung ab.

Gastfreundlich und geistlich: Der renovierte Bau von außen. Bild: Metz

Gastfreundlich und geistlich: Der renovierte Bau von außen. Bild: Metz

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Erstellt:
28.01.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 28.01.2016, 01:00 Uhr

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