Fußball-WM 2006

Die große Steueraffäre endet im Nichts

Gericht lehnt Anklage gegen ehemalige DFB-Präsidenten und den früheren Generalsekretär ab.

16.10.2018

Von DPA

Ex-Präsidenten des DFB: Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger. Foto: Arne Dedert/dpa

Ex-Präsidenten des DFB: Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger. Foto: Arne Dedert/dpa

Frankfurt. Die Affäre um das Fußball-Sommermärchen 2006 wird für die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie Ex-Generalsekretär Horst R. Schmidt wohl ohne juristisches Nachspiel enden. Nach langen Ermittlungen lehnte das Landgericht Frankfurt gestern die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab. Die Staatsanwaltschaft hatte das Trio im Zusammenhang mit der WM 2006 wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung angeklagt.

„Die Kammer hat keinen hinreichenden Tatverdacht gesehen“, sagte ein Gerichtssprecher jetzt. Er verwies aber darauf, dass die Staatsanwaltschaft innerhalb von einer Woche noch Beschwerde gegen die aktuelle Entscheidung einlegen kann. Die Anwälte von Schmidt sehen sich darin bestätigt, dass sich ihr Mandant nichts zu Schulden kommen ließ: „Wie die Verteidigung bereits vom ersten Tag der Ermittlungen – vor drei Jahren – vorgetragen hat, hat Herr Schmidt sich zu keinem Zeitpunkt strafbar gemacht.“ Das Gericht sehe in dem „sorgfältig begründeten Beschluss keinerlei Anhaltspunkte“ für die durch die Anklage der Staatsanwaltschaft unterstellte Steuerhinterziehung: „Damit bleibt es dabei: Das Sommermärchen 2006 war die beste WM aller Zeiten.“

Der einstige DFB-Chef Zwanziger hielt sich zunächst zurück: „Ich werde mich in Ruhe mit meinem Anwalt besprechen und dann etwas sagen.“ Sein damaliger Nachfolger Niersbach äußerte sich zunächst nicht. Allen drei war in der Anklage vorgeworfen worden, die Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro im Zuge der WM-Organisation an den Weltverband Fifa verschleiert zu haben. So sei eine falsche Steuererklärung fürs Jahr 2006 abgegeben worden. Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuern sowie Solidaritätszuschlag von über 13,7 Millionen seien zugunsten des DFB verkürzt worden, lautete der Vorwurf der Staatsanwälte.

Millionen-Minus in der Bilanz

Bei der Veröffentlichung der Bilanz für das Geschäftsjahres 2017 am Anfang des Monats hatte der DFB mitgeteilt, ein negatives Ergebnis von 20,3 Millionen Euro verzeichnet zu haben. Als Hauptgrund waren dabei die Nachzahlung an das Finanzamt Frankfurt im Zuge der WM-Affäre von 22,57 Millionen Euro genannt worden.

Der gesamte Skandal geht auf ein Darlehen in Höhe von umgerechnet 6,7 Millionen Euro zurück, das der WM-Organisationschef Franz Beckenbauer 2002 von dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus erhielt. Beckenbauer und sein damaliger Manager Robert Schwan leiteten das Geld auf ein Konto in Katar weiter, das zum Firmengeflecht des damaligen und nachweislich korrupten Fifa-Funktionärs Mohamed Bin Hammam gehörte.

DFB-Präsident Reinhard Grindel teilte mit, man sehe sich durch die Entscheidung in der Rechtsauffassung bestätigt, dass es sich bei der fraglichen Summe von 6,7 Millionen Euro um eine Betriebsausgabe handele. Grindel weiter: „Wir hoffen, dass es nunmehr gelingt, möglichst schnell Rechtssicherheit im Besteuerungsverfahren herzustellen und die Frage der Gemeinnützigkeit für den betreffenden Zeitraum abschließend zu klären.“ dpa