Tübingen

Die ganze Wahrheit

Die Rassismus-Debatte um Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer geht weiter.

18.05.2018

Von Gebhard Bock, Tübingen

Gernot Stegert hat in seinem „Übrigens“ vom 16. Mai zwar Versachlichung versucht, dabei freilich das Verschweigen der Hautfarbe über die ganze Wahrheit gesetzt. Ein junger Radfahrer mit freiem Oberkörper, goldbehängt, lässt rüpelhaftes Verhalten ahnen. Schwarze Hautfarbe ist dann eine Wahrheit, die wir ebenso ertragen müssen, wie die Tatsache, dass deutsche Außen- und Entwicklungspolitik Fluchtursachen geschaffen hat.

Das Recht, eine Romanfigur so zu beschreiben, ließe ich mir nicht nehmen. Dann als Rassist bezeichnet zu werden von Menschen, die den Roman nicht gelesen haben, würde ich zurückweisen. Ähnliches geschieht Boris Palmer wegen seiner Personenbeschreibung durch Menschen, die sein politisches Handeln ignorieren. Zu eifrig sind mir die „ganz besonders Unschuldigen“, die ihre Rechtschaffenheit an den Fehlern anderer sichtbar machen wollen. Oft werden sie zu meinem Ärger als Gutmenschen abqualifiziert.

Als bekennender Gutmensch distanziere ich mich von Rassisten ebenso wie von „ganz besonders Unschuldigen“. Die ganze Wahrheit müssen wir dennoch ertragen. Dies gelingt uns, wenn wir uns vom letzten Rest des rassistischen Denkens befreit haben.