Dußlingen

Fraßgierige Larve dezimiert Bürgerpark-Bäume

„Der flattert rum, ist da und treibt sein Unwesen.“ Der Landschaftsarchitekt Ralph Wölffing-Seelig beschrieb den Dußlinger Gemeinderäten kürzlich in der Sitzung ganz knapp, was ein Blausieb anrichten kann.

05.01.2019

Von Mario Beißwenger

Die Blausieb-Larve frisst sich durch den Stadtbirnenbaum im Bürgerpark Dußlingen. Das zeigen die Fraßspuren deutlich. Der Baum könnte umknicken und deshalb ersetzt ihn der Bauhof – wie zehn weitere im Bürgerpark. Bild: Mario Beißwenger

Die Blausieb-Larve frisst sich durch den Stadtbirnenbaum im Bürgerpark Dußlingen. Das zeigen die Fraßspuren deutlich. Der Baum könnte umknicken und deshalb ersetzt ihn der Bauhof – wie zehn weitere im Bürgerpark. Bild: Mario Beißwenger

Diesen Namen trägt ein hübsch hellblauer Nachtschmetterling. Dessen Larven sind allerdings weniger nett: Sie zernagen mit Vorliebe junge Laubbäume (siehe Bild). Für eine Gemeinde wie Dußlingen unangenehm, weil die Bäume im Bürgerpark geradewegs ins Beutespektrum des Falters passen.

Elf Bäume machte der Falter zu seinem Biotop. Die bis zu fünf Zentimeter lange Larve – übrigens schmuck gelb mit schwarzen Punkten – bohrt acht bis zehn Millimeter dicke Löcher in junge Bäumchen. „Die Larve entwickelt sich relativ fett und frisst unkontrolliert Fraßgänge“, beschrieb der Stuttgarter Fachplaner.

Die Wühltätigkeit kann die ganze Statik der Bäumchen gefährden. Schon ein Windstoß könnte sie knicken. Es ist also Gefahr im Verzug. Und nein, ein passendes Pestizid, um den bohrenden Wesen den Garaus zu machen, gebe es nicht, sagte Wölffing-Seelig auf Nachfrage vom Rat.

Also neue Bäume. Die kosten zwischen 1700 und 3700 Euro plus Kosten für die Bauhofbeschäftigten, die die Bäume austauschen sollen. Nur was darf‘s denn für eine Sorte sein? Das Blausieb nagt an 120 verschiedenen Arten. Wölffing-Seelig erinnerte daran, dass der ursprüngliche Gedanke der Bepflanzung auf dem B27-Deckel war, das Thema Streuobst aus der Landschaft in die Dorfmitte zu bringen. „Aber ohne Frucht.“

Warum ohne Frucht, erklärte er auch: „Das gibt eine jessas Sauerei.“ Wie alle kehrwochengeübten Menschen wissen: Früchte fallen auf den Boden, locken Wespen an, bilden klebrige Beläge und zeigen im Laufe der Zeit andere unschöne Zerfallserscheinungen.

Die Pflanzenzucht weiß hier Abhilfe. Schon die Blausieb-befallenen Birnen gehören zur Sorte „Stadtbirne“. Sie blühen ansprechend, setzen aber fast keine Früchte an. So was gibt es auch als Kirsche. Die heimische Vogelkirsche der Sorte „Plena“ ist etwa so gut wie fruchtfrei.

Nur, wie war das noch mit diesem Insektensterben? Dem Problem, dass diese Stechviecher und Lästlinge nicht mehr genug Nektar und Pollen finden. War da was? Könnte die Gemeinde da nicht aushelfen? Könnte schon. DWV-Rat Dirk Wütherich, imkerlich beschlagen, fragte. Nach Auskunft des Landschaftsarchitekten gehe das gut zusammen: Sterile oder fast sterile Blüten, auch solche mit umgewandelten Staubblättern, hätten schon noch Pollen und Nektar. Aber halt keine Sauerei (außer die Blütenblätter!).

Die Fraktion der DWV wollte trotzdem eine echte Vogelkirsche, die ja auch nur kleine Früchte hat und ganz sicher Insekten was bietet. Eine Mehrheit bekam sie für den Antrag nicht. Es wird jetzt die gefüllte Kirschenvariante.

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Erstellt:
05.01.2019, 01:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 05.01.2019, 01:30 Uhr

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