Skispringen

„Die biologische Uhr tickt“

Renndirektor Walter Hofer über Errungenschaften, Herausforderungen und seinen Rückzug vom Sport.

20.01.2020

Von MANUELA HARANT

Gut vernetzt: Fis-Renndirektor Walter Hofer. Foto: Daniel Karmann/dpa

Gut vernetzt: Fis-Renndirektor Walter Hofer. Foto: Daniel Karmann/dpa

Titisee-Neustadt. „Mister Skispringen“, Fis-Renndirektor Walter Hofer bestreitet aktuell seine letzte Saison. Der dann 65-Jährige übergibt sein Amt zum Saisonende nach 28 Jahren an den Italiener Sandro Pertile. Ein Rück- und Ausblick mit dem Mann, der das Skispringen zwischen Spektakel und Sicherheit geprägt hat wie kein anderer.

Herr Hofer, vor wenigen Wochen ist Ihre letzte Vierschanzentournee zu Ende gegangen, wie emotional war das für Sie?

Walter Hofer: Nun ja, das sind eigentlich immer zehn Tage, in denen man vom Tagesgeschäft okkupiert ist. Es kam zu keinem einzigen Zeitpunkt eine sentimentale Phase. Es war eher wichtig, den Tagesablauf abzuwickeln. Dafür war das Medieninteresse enorm, und es war eine der besten Tourneen bisher.

Was war für Sie der Beweggrund, dass Sie gesagt haben: Mit 65 höre ich auf?

Die biologische Uhr tickt. Und ich habe doch in meiner Zeit an der Seitenlinie beobachten können, dass manche zu früh aufhören, manche zu spät. Und ich wollte verhindern, dass irgendwann jemand sagt: Ohje, jetzt steht der immer noch an der Schanze mit der Schaufel in der Hand. Ich bin froh, dass ich das mit voller Fitness sagen kann.

Wie lange brauchen Sie denn, um sich von einem Weltcupwochenende zu erholen?

Zwei Tage. Den Montag und den Dienstag brauche ich zur mentalen und physischen Regeneration, und am Mittwoch bin ich wieder fit. Darauf achte ich aber auch. Und so fahre ich zum ersten Wettkampf in der gleichen Verfassung wie zum letzten.

Und was wollen Sie in Ihrem Ruhestand tun?

Wie bisher: Peinlichst genau versuchen, nicht arbeiten zu müssen. Ich habe ja nicht umsonst mein Hobby zum Beruf gemacht.

Sie haben in 28 Jahren eine Skisprung-Ära geprägt. Was sehen Sie als Ihre größte Errungenschaft an?

Dass wir das Skispringen sicherer machen konnten. Das ist eine 25-jährige Geschichte: Am Anfang mussten wir den V-Stil in den Griff bekommen und alle Anlagen umbauen. Dann hat der Skispringer Set-ups gemacht, die sehr gefährlich sind und bei denen wir eingreifen mussten: Zuerst beim Ski, dann beim Anzug, dann beim Gewicht. So konnten wir das Skispringen als Risikosportart sicherer machen.

Aktuell werden vor diesem Hintergrund aber die vielen Kreuzbandrisse diskutiert. Welche Gedanken machen Sie sich hierzu?

Viele. Wir haben die Anlaufspur so gut präpariert, dass der Springer dort nicht mehr Skifahren muss. Doch der Ski, den er jetzt verwendet, mit dem kann er nicht mehr Skifahren, sondern nur noch springen. Mit dem Ski, den er heute verwendet, würde er auf einer unpräparierten Anlaufspur nicht mehr zum Schanzentisch kommen.

Warum greifen Sie da nicht ein?

Weil diese Ski zugleich für mehr Sicherheit in der Luft sorgen. Da kann man nicht einfach dazwischen gehen und in ein funktionierendes System eingreifen. Deshalb habe ich meinen Nachfolger beauftragt, bei der Vierschanzentournee einmal alle verwendeten Tools zu fotografieren. Da wird nach der Saison versucht, gemeinsam mit den Athleten und Trainern eine Lösung zu finden, mit der alle leben können.

Wo sehen Sie das Skispringen in zehn Jahren?

Die Entwicklungsschritte werden kleiner. Doch sie gehen weiter. Es ist eine dynamische Sportart, und die Trainer sind sehr innovativ. Das ist das Spannende daran. Ansonsten hoffe ich, dass nach dem Aufrüsten von Osteuropa und dem fernen Osten mit guten Anlagen nun Amerika und Kanada folgen. Das ist mir leider noch nicht gelungen. Dann könnten wir wirklich sagen: Wir sind ein Welt-Cup. Manuela Harant

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Erstellt:
20.01.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 20.01.2020, 06:00 Uhr

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