Tübingen

Die bessere Figur

Am vergangenen Mittwoch war Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer Fernseh-Talkgast bei Sandra Maischberger.

10.08.2020

Von Bertram Prof. Dr. Szagun, Tübingen

Gestern Abend prallten Boris Palmer und Karl Lauterbach bei Maischberger aufeinander. Aus Perspektive der Gesundheitswissenschaften und Epidemiologie gab unser OB dabei die weit bessere Figur ab.

Palmer mahnte das an, was eigentlich ,Gute wissenschaftliche Praxis‘ im Bereich der Öffentlichen Gesundheit ist. In einer so komplexen Situation, wie wir sie momentan in der Corona-Krise erleben, wäre ein sogenanntes Health Impact Assessment anzustreben, d. h. ein professionelles Abwägen der Gesundheitsfolgen unterschiedlicher Strategien. Dass wir dies Mitte März im Sinne einer Notfallreaktion unterließen, ist absolut nachvollziehbar und durchaus richtig gewesen. Spätestens seit Mai hätte dies jedoch als Basis für die zukünftige Strategie nachgeholt werden müssen.

Ich bin als Wissenschaftler recht gut vernetzt im Bereich der Öffentlichen Gesundheit und wirklich entsetzt über das diesbezügliche Schweigen im Walde. Ursache ist meines Erachtens die auch in der Wissenschaft verbreitete Angst, in einer polarisierten und extrem politisierten Diskussion unter die öffentlichen Räder zu kommen. Umso mehr Hochachtung verdient unser OB, der sich in den Clinch mit dem Epidemiologen Lauterbach begibt und dabei als studierter Mathematiker wissenschaftlicher argumentiert als der Professor. Die in der aktuellen Situation bundesweit ziemlich beispielhaften Schutzmaßnahmen für Ältere in Tübingen verteidigt er souverän gegen einen emotionalisierend und pauschal argumentierenden Lauterbach.