Fußball · Bundesliga

Bayern gegen Bochum und die Wandlung des Leroy Sané

Aufsteiger VfL Bochum kassiert mit dem 0:7 beim FC Bayern die höchste Bundesliga-Pleite der Klubgeschichte. Leroy Sané verleiht den Münchnern unbändigen Spaß am Spiel.

20.09.2021

Von dpa

Vor vier Wochen stand Bayern Münchens Offensivkraft Leroy Sané unter Beschuss, jetzt zählt er, wie gegen Bochum, zum Kern der Leistungsträger. Foto: Sven Hoppe

Vor vier Wochen stand Bayern Münchens Offensivkraft Leroy Sané unter Beschuss, jetzt zählt er, wie gegen Bochum, zum Kern der Leistungsträger. Foto: Sven Hoppe

München. Uli Hoeneß und Oliver Kahn kamen aus dem Jubeln und Applaudieren nicht mehr heraus, der erfrischende Auftritt von Leroy Sané heizte beim Tor-Spektakel des FC Bayern ganz besonders ein. „Auf dem Platz hatten wir richtig Spaß. Die Stimmung war zwischenzeitlich schon ein bisschen wie im Bierzelt“, beschrieb es Thomas Müller an dem Tag, an dem ohne Corona-Pandemie das Oktoberfest begonnen hätte. Beim 7:0 (4:0) schenkten die Münchner in ihren neuen Wiesn-Trikots dem VfL Bochum aber auch ohne das weltgrößte Volksfest kräftig ein.

Sonderbeifall für zuletzt gebeutelten Sané

„Die Gier ist ungebrochen“, sagte Trainer Julian Nagelsmann, der den Formanstieg von Sané goutierte. „Ich sehe die Entwicklung so wie das Spiel heute: Sehr gut.“ Einen Monat nach Häme und Pfiffe für den schon im EM-Sommer so heftig kritisierten Fußball-Nationalspieler beim 3:2 gegen Köln gab es am Samstag bei Sanés Auswechslung nach gut einer Stunde kräftigen Sonderbeifall von den 25 000 Zuschauern.

„Ich weiß, was ich abliefern kann. Das hat mich bereits die Spiele davor genervt“, gestand Sané. Den 25-Jährigen hatte die Fan-Schelte vor vier Wochen im eigenen Stadion arg getroffen: „Es ist nicht so, dass ich sage, ich will das nochmal erleben.“

Wenn der zuletzt mit zwei Länderspieltoren auch im Nationaltrikot erstarkte Sané so auftrumpft wie gegen den VfL, besteht da keine Gefahr. Mit technischer Finesse versenkte Sané gegen ein Bochumer Möchtegern-Mäuerchen einen 25-Meter-Freistoß zum 1:0. Das 2:0 durch Joshua Kimmich legte der Fußball-Stilist maßgenau auf. Fünf Spiele nacheinander verbuchte er nun Tore und Vorlagen. So eine Serie gelang dem im Sommer 2020 für rund 50 Millionen Euro von Manchester City verpflichteten Offensivstar erstmals im Münchner Trikot.

„Ich habe ja schon oft betont, dass er herausragend gut ist und dass wir viel Freude an ihm haben werden – und das zeigt er jetzt auch in den letzten Wochen“, sagte Nagelsmann. Das Leistungshoch und die vielleicht beste Form im Bayern-Trikot, gepaart mit entschlossenerer Körpersprache, machte der stolze Bayern-Trainer nicht nur an der veränderten Sané-Position als „8 oder 10 im Halbraum“ fest, wo dieser „unglaubliche Qualitäten“ habe.

„Ich finde, er hat eine ganz extrem gute Entscheidung getroffen, ohne dass sie ihm irgendeiner mitgeteilt hat. Dass er sich in den Momenten, die nichts mit seinem Riesentalent zu tun haben, volle Kanne reinwirft, weil das dann honoriert wird und er so in gute Spielsituationen kommt“, schilderte Nagelsmann.

„Mehr als eine Klasse Unterschied“

Bei allem Lob für Sané und Co.: Aufsteiger Bochum machte es dem Serienmeister beim Torschusstraining aber auch ziemlich einfach. „Wir spielen zwar in derselben Liga, aber heute war es mehr als eine Klasse Unterschied“, stöhnte Gäste-Trainer Thomas Reis.

Dieses Leistungsgefälle dokumentierten außer Sané und dem erstmaligen Bundesliga-Doppelpacker Kimmich noch Serge Gnabry, Robert Lewandowski und Eric Maxim Choupo-Moting zur Freude von Ehrenpräsident Hoeneß und Vorstandschef Kahn auf der Tribüne mit weiteren Bayern-Toren. Vasilios Lampropoulos traf vor dem einschussbereiten Lewandowski zudem noch ins eigene Netz. Weltfußballer Lewandowski ist seit Samstag der erste Spieler der Liga-Geschichte, der in 13 Heimspielen nacheinander getroffen hat.

„Aber es war heute nicht viermal Lewy, wie es meistens der Fall ist. Jo hat einen Doppelpack gemacht, ich hab keines gemacht. Das war ein bisschen verkehrte Welt“, scherzte Leon Goretzka. In der Woche seiner Vertragsverlängerung bis 2026 fühlte er mit seinem deklassierten Heimat- und Jugendclub, „aber uns hat es richtig Bock gemacht.“

4:1 beim Liga-Hit in Leipzig, 3:0 zum Champions-League-Start in Barcelona, jetzt das 7:0 gegen den Aufsteiger, der seine höchste Bundesliga-Pleite kassierte. „So kann es weitergehen, wir bleiben dran“, kündigte Müller an. Der FC Bayern scheint im Rhythmus und zumindest national kaum aufzuhalten. „Das Ziel ist, dass wir die zehnte Meisterschaft in Folge holen wollen“, sagte Nagelsmann: „Ich bin neu hier bei Bayern und würde gerne da weitermachen, wo die vielen Vorgänger aufgehört haben.“