Die Vermessung der Welt

Die Vermessung der Welt

Detlev Buck hat den Bestseller von Daniel Kehlmann über zwei herausragende Forscher des 19.Jahrhunderts verfilmt.

22.10.2012

Von Dorothee Hermann

Von den ersten Einstellungen an dümpelt dieser Streifen zwischen beflissener Opulenz und gähnender Fadheit dahin. Figuren in historischen Kostümen präsentieren sich in sorgsam patinierten Kulissen, als führten sie eine museumspädagogische Charade auf. Der Herzog von Braunschweig mit den braun verfaulenden Zähnen und dem dümmlichen Grinsen ist nur eine der Knallchargen, die jeweils ihren Kernsatz sprechen, bevor die auf 3D aufgeblasene Szenerie zum nächsten Schauplatz wechselt.

Das kann der sich einem entgegenreckende Hintern der Prostituierten sein, mit der der hoffnungsvolle Mathematiker Carl Friedrich Gauß (Florian David Fitz) sich neben seinen Forschungen in der deutschen Provinz vergnügt. Auf der anderen Seite des Globus geht es noch drastischer zu. Fast nackte Indigene zeigen den Entdeckungsreisenden Alexander von Humboldt (Albrecht Abraham Schuch) und Aimé Bonpland (Jérémy Kapone) ihre prallen Brüste. Wasserfälle, Fächerpalmen und exotische Tiere garantieren das Dschungel-Feeling. Auf dem Sklavenmarkt in der Nähe starren die angeketteten Schwarzen halb apathisch, halb verzweifelt vor sich hin. Dem Zungenschlag nach ist der verantwortliche Menschenhändler Österreicher.

Detlev Bucks Verfilmung von Daniel Kehlmanns Erfolgsroman lässt kein Klischee aus. Der Regisseur scheint zu glauben, den historischen Abstand zum 18. Jahrhundert durch krude Pseudonaivität überspringen zu können. Manchmal kippt das Bild vom Orinoko- oder Amazonas-Panorama zurück in den deutschen Wald, am Kuckucksruf sofort erkennbar. Die Produktion, an der unerklärlicherweise auch Kehlmann mitgearbeitet hat, dürfte nicht einmal als Fernsehformat überzeugen.

Dumpf-derbe Geschichtsklamotte um zwei Leitfiguren der deutschen Aufklärung.

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