„Polizeiruf 110“

Die Verführung schnell verdienten Geldes

In „Polizeiruf 110: Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ geht es um Insiderhandel mit Aktien. Die Ermittlerin „Bessie“ Eyckhoff hat es mit einer Firma und mit Kollegen zu tun.

06.12.2019

Von Martin Weber

Nervöse Ermittler (von links): Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger) will Maurer (Andreas Bittl), Blöchl (Robert Sigl), Chouaki (Berivan Kaya) und Rast (Dimitri Abold) beruhigen. Foto: © BR/maze pictures GmbH/Hendrik Heiden

Nervöse Ermittler (von links): Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger) will Maurer (Andreas Bittl), Blöchl (Robert Sigl), Chouaki (Berivan Kaya) und Rast (Dimitri Abold) beruhigen. Foto: © BR/maze pictures GmbH/Hendrik Heiden

Köln. Von Zeit zu Zeit inszeniert Dominik Graf, der seit 40 Jahren zu den renommiertesten Filmemachern Deutschlands zählt, für die ARD einen Sonntagskrimi. Seine Beiträge zu „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ sind in der Regel außergewöhnlich ambitioniert, hervorragend umgesetzt und ragen weit aus dem Einerlei der üblichen Krimiunterhaltung heraus. Das gilt ohne Einschränkungen auch für den Film „Die Lüge, die wir Zukunft nennen“, den vorletzten „Polizeiruf 110“ in diesem Jahr.

Der in Grafs Heimatstadt München spielende Krimi über ein paar Polizisten, die den Verlockungen von schnell verdientem Geld an der Börse nicht widerstehen können und sich damit voll in die Nesseln setzen, ist mörderisch spannend, rasant erzählt und besticht mit ausnahmslos starken Charakterzeichnungen. Lebenspralle Figuren sind ja eines der Merkmale von Dominik Grafs Filmen.

Der auf verschiedenen Zeitebenen erzählte und kunstvoll verschachtelte Krimi verlangt dem Zuschauer einiges an Konzentration ab: Getränke sollten also in Reichweite sein, längere Ausflüge zum Kühlschrank oder in den Keller kann sich der Zuschauer nicht erlauben. Wie immer bei Graf kann auch dieser Krimi nicht mit lupenreinen Helden dienen, seine Figuren sind wie im echten Leben ambivalent, sind Täter und Opfer zugleich.

Polizeioberkommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff (Verena Altenberger) bekommt den Auftrag, zusammen mit ein paar Kollegen eine Münchner Firma zu observieren, die im Verdacht steht, verbotenen Insiderhandel mit Aktien zu betreiben. Schnell finden die Kollegen heraus, dass sie sich ein Stück vom möglicherweise illegalen Kuchen abschneiden können und nutzen die gewonnenen Informationen für eigene Spekulationen an der Börse, wofür sie ihre Ersparnisse verbraten und sogar Schulden machen.

Die Börsenaufsicht schöpft Verdacht, und Eyckhoff soll im Rahmen einer internen Ermittlung ihre Kollegen ans Messer liefern. Genau das macht sie aber nicht, sondern weiht ihre Freunde ein. Die verlieren jedoch die Nerven, beschuldigen sich gegenseitig, es kommt zu Gewalt.

Auch Eyckhoff gerät unter Druck. Wie sie damit umgeht, das beantwortet Dominik Grafs ausgezeichneter Krimi am Ende von 90 packenden Minuten.

Info „Polizeiruf 110 – Die Lüge, die wir Zukunft nennen“, ARD, Sonntag, 20.15 Uhr