Ein besonderes Literaturangebot

Die Übersetzer, die unbekannten Wesen

Sie sind ganz wichtig für den Literaturbetrieb – doch selbst die lesefreudigsten Bücherfreunde kennen kaum einmal deren Namen: Leute, die Romane und Lyrik aus der jeweiligen Originalsprache ins Deutsche übersetzen.

04.11.2017

Von Thomas de Marco

Diese Experten, die nicht nur Wort für Wort in die andere Sprache übertragen, sondern selbst auch gestalten, sollen bei den 11. baden-württembergischen Übersetzertagen in Reutlingen mal aus dem Hintergrund geholt und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Dabei treffen sich in Reutlingen vom 10. bis 16. November die Übersetzerinnen und Übersetzer keineswegs zu einer Fachtagung. Die Veranstaltung richtet sich vielmehr an alle Interessierten, die einen Blick hinter die Kulissen des Literaturbetriebs werfen wollen. Seit 1989 gibt es diese Übersetzertage, die von der Landesregierung als Teil eines Literatur-Förderungsprogramms eingeführt wurden und mittlerweile alle zwei Jahre in verschiedenen Städten angeboten werden. 2011 war Tübingen Gastgeber.

„Werke funktionieren oft nur so gut, weil deren Übersetzung auch gut ist“, sagt Beate Meinck, Leiterin der Reutlinger Stadtbibliothek. Um das zu veranschaulichen, haben sie und ihr Team hochkarätige Übersetzerinnen und Übersetzer für die Veranstaltung geholt. Etwa Burkhart Kroeber, der ein Buch ins Deutsche übertragen hat, das lange Zeit als unübersetzbar galt: Umberto Ecos „Quasi dasselbe mit anderen Worten: Über das Übersetzen.“ Kein Wunder, dass die Veranstalter sich für den Titel der Übersetzertage in Reutlingen bei diesem Buch bedient haben: „Mit anderen Worten“ sind die 32 Veranstaltungen in einer Woche überschrieben. Und die seien in Reutlingen und in der Stadtbibliothek genau richtig gelandet, betont Meinck.

Denn die Bücherei halte Literatur in allen Spielarten vor, außerdem habe sich in und um Reutlingen eine regionale Literatur-Szene etabliert. Da war es für die Macher der Übersetzertage kein Problem, viele Partner mit ins Boot zu holen – vom Tonne-Theater über das Programm-Kino „Kamino“, Landestheater Tübingen und Osiander bis zur Deutsch-Italienischen Gesellschaft und zum franz. K.

Vor allem aber suchen die Übersetzerinnen und Übersetzer, die selbstverständlich weit mehr leisten als nur die einzelnen Wörter ins Deutsche zu übertragen, das Gespräch mit dem Publikum. „Sie wollen an die Öffentlichkeit und etwa bei der Veranstaltung ‚Gläserne Übersetzer‘ ihre Arbeit erklären“, sagt Meinck. Damit es in Reutlingen am 16. November nach dieser Veranstaltungsreihe nicht wieder heißt: „Die Übersetzer, die unbekannten Wesen.“