Basketball · Tübingen

Die Tattoos der Tigers

Tätowierungen sind bei Sportlern beliebt. Auch bei den Profi-Basketballern der Tigers Tübingen fallen die Haut-Zeichnungen auf. Dabei sind die Träger nicht immer ganz zufrieden mit den Bildern auf ihren Körpern.

30.03.2019

Von Vincent Meissner

Elijah Allen (29): Der Flügelspieler hat Tattoos auf beiden Armen und auf dem Rücken. „Alle meine Tätowierungen symbolisieren, dass Gott mich begleitet“, sagt Allen, der in einem unterprivilegierten Viertel in Columbus, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Ohio, aufgewachsen ist. Unter anderem sind es Bibelsprüche – und auf dem Rücken zwei Engel. „Ich habe sie alle in der Zeit am College stechen lassen.“ Auch die Namen seiner Adoptiv-Mutter und seines Adoptiv-Vaters sowie weiterer Familienmitglieder hat er sich eingravieren lassen. Darunter auch der Name seines Stiefbruders, der sich beim Russisch Roulette spielen in den Kopf schoss, mit Geburts- und Sterbedatum – und die Namen seines Cousins und eines Freundes, die bei Schießereien in Columbus ums Leben kamen.

Enosch Wolf (28): Den linken Oberarm des Centers ziert ein Bild seines Vaters Horst Wolf in Aktion – beim „Hook shot“, dem Hakenwurf. Darunter und darüber steht in geschwungener Schrift: „Like father like son“ – frei übersetzt: „Wie der Vater, so der Sohn“. Der Hakenwurf war der „Signature Move“ des Vaters, also der Paradewurf, wie Enosch Wolf sagt. Und heutzutage ist er auch Enosch Wolfs Lieblingswurf. „Außerdem war mein Vater nie der größte Fan von Tattoos, aber so konnte er nichts mehr dagegen sagen“, sagte Enosch Wolf mal. Das Tattoo hat er in seiner Zeit am College in den USA machen lassen: „In irgendeiner Küche im Ghetto für 90 Dollar“, sagt Wolf und grinst. „Alles top. Wenn man im Nachhinein das Gesicht ansieht, hätte ich es vielleicht professionell machen sollen. Aber das Preis-Leistungs-Verhältnis war okay.“

Die Tattoos erzählen aus Wolfs Leben: Der Löwe aus dem historischen Wappen Göttingens auf der Innenseite des linken Oberarms zeigt seine Heimatverbundenheit. Auf der Brust prangt eine Kugelform, zur einen Hälfte ein Basketball, zur anderen eine Weltkugel und darüber Banner mit den Initialen der Vornamen seiner Familienmitglieder. Und auch einen Sinnspruch trägt er unter der Haut: „No matter how dark the night, dawn will break“ – in etwa: „Egal wie dunkel die Nacht ist, die Morgendämmerung wird kommen.“

Tyler Laser (30): „Mein erstes Tattoo haben ich gemeinsam mit meinem Bruder Luke machen lassen, als ich 19 Jahre alt und gerade mit der High School fertig war“, sagt der Tigers-Kapitän. „Ich wollte schon immer Tattoos haben. Mein Onkel hatte welche und ich wollte auch damit überzogen sein. Meinen Kopf will ich allerdings nicht tätowiert haben. Auch meine Brust ist blank. Aber ich habe große Tattoos auf dem Rücken, auf den Schultern.“ Die meisten der Tattoos des bekennenden Christen sind religiös inspiriert.

Viele Motive hat Laser selbst entworfen. „Leider sind einige Tätowierer nicht so gut wie ich als Zeichner“, sagt er. „Deshalb zeigen einige meiner Tattoos nicht das, was ich gezeichnet habe.“ Als Beispiel nennt er das Bild auf seiner linken Schulter: eine Hand, die Rauch hält, der das Schicksal und die Zukunft symbolisiert. Darin stehen die Worte: „I will become what I know I am“ – ungefähr: „Ich werde der werden, von dem ich weiß, dass ich es bin“. Mit der Hand ist Laser nicht zufrieden: „Die ist einfach schrecklich“, sagt er mit einem Grinsen. „Der Typ hat total versagt!“ Das war in seiner Heimatstadt in Ohio in den USA. „Als ich mehr Geld hatte, bin ich dann zu besseren gegangen.“ Inzwischen lassen sich Laser und seine Frau meistens in Bulgarien bei einem befreundeten Tätowierer stechen, den sie von einer seiner Basketball-Stationen dort kennen. „Wenn wir mal wieder ein Tattoo wollen, dann gehen wir da nach der Saison für eine Woche hin.“

Seinen beiden Söhnen will Laser eines Tages jedoch einen Rat mitgeben: „Ich liebe Tattoos“, sagt er. „Aber ich werde meinen Kindern sagen: Wartet damit mindestens, bis ihr 25 seid. Denn wenn du 18, 19 bist, denkst du, mache Dinge sind cool – und wenn du dann 30 bist, gefallen sie dir nicht mehr.“