Graffiti-Projekt „Station Gallery“

Die Stadt lebendiger machen

Beim Projekt „Station Gallery“ verschönern Sprayer die Tübinger Unterführung zwischen Anlagenpark und Bahnhof.

11.11.2019

Von Miri Watson

„Graffiti macht die Städte lebendiger“, findet ein Sprüher, der sich an der Gestaltung der Bahnhofsunterführung beteiligte.Bild: Ulrich Metz

„Graffiti macht die Städte lebendiger“, findet ein Sprüher, der sich an der Gestaltung der Bahnhofsunterführung beteiligte.Bild: Ulrich Metz

Als „hässlichste Straße Tübingens“ hat das TAGBLATT im Frühjahr 2017 die Wöhrdstraße ausgemacht, doch es gibt noch andere unansehnliche Ecken. Eine davon wird jetzt zumindest temporär verschönert: In der Unterführung zwischen Anlagenpark und Bahnhof entsteht eine Streetart-Galerie, in der junge Graffiti-Künstler die Möglichkeit haben, sich legal auszutoben.

„Moonwalker“ steht in großen, lilafarbenen und blasenförmigen Lettern am Eingang der Unterführung auf der Parkseite. „So heißt eine rumänisch-deutsche Breakdance-Gruppe, die ich aus dem Jugendhaus Pauline kenne“, sagt der 21-jährige Graffiti-Künstler Max, der nicht seinen vollen Namen nennen möchte: „Ich dachte, ich möchte mal was für die machen.“

Normalerweise sprüht Max seinen Künstlernamen „FOOSIN374“. Seit über vier Jahren ist er in der Tübinger Graffiti-Szene unterwegs. Auf das Projekt kam er ebenfalls über das Jugendhaus Pauline. Nach einem Vorschlag aus der Bürgerschaft war Sozialpädagoge Dirk Ridder von der Projektleitung der ZOB-Umgestaltung angefragt worden. Etwa 20 Sprayer werden in den kommenden Wochen ihre Kunst an die Wände der Unterführung bringen – immer samstags und immer nur höchstens zu dritt, um eine zu hohe Gasentwicklung durch die Spraydosen zu vermeiden. Graffiti-Neulinge beteiligen sich nicht an dem Projekt: „Das sind Leute die’s können – das soll ja nachher auch nach was aussehen“, so Ridder.

So gefällt es dem Sozialpädagogen auch gut, dass in der Unterführung verschiedene Stile aufeinander treffen: Während das „Moonwalker“-Piece von Max im so genannten Bubblestyle gehalten ist, hat am Samstag ein anderer Sprayer daneben das Songzitat „Ich fahr Cabrio ohne Dach“ vom österreichischen Rapper Yung Hurn gesprüht, wobei der Künstler das Wort „Cabrio“ im so genannten Antistyle verwirklicht hat.

Noch bis Ende Juni des kommenden Jahres wird die „Station Gallery“ zu sehen sein, danach wird die Unterführung im Zuge des Bahnhofsumbaus abgerissen. Graffiti-Künstler Max freut sich über das Projekt: „Es ist schön, dass Graffiti nicht mehr so als Tabuthema gesehen wird und dass wir hier mal den Menschen eine andere Kunst näherbringen können. Graffiti gehört halt einfach in die Stadt, es macht die Städte lebendiger“.