Photovoltaik

Die Solardachpflicht kommt · Was müssen Hausbesitzer wissen?

Geht es nach der Landesregierung müssen die Anlagen bald auf private Wohnhäuser. Die Eigentümer fürchten hohe Kosten. Was sollten Eigenheimbesitzer wissen?

25.09.2021

Von Julia Kling

Auf immer mehr Hausdächern finden sich Photovoltaik-Anlagen. Foto: Patrick Pleul/dpa

Auf immer mehr Hausdächern finden sich Photovoltaik-Anlagen. Foto: Patrick Pleul/dpa

Rund 2050 Stunden hat die Sonne im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg geschienen – das ist laut Deutschem Wetterdienst bundesweiter Rekord. Dieses Energiepotenzial will die grün-schwarze Landesregierung künftig mithilfe von Photovoltaik-Anlagen besser nutzen. Festgeschrieben ist bereits die Solardachpflicht für Nichtwohngebäude. Von 2022 müssen etwa Schulen oder gewerblich genutzte Bauten Solarzellen installiert werden. In einem nächsten Schritt sollen auch auf Wohngebäuden verpflichtend Solaranlagen installiert werden.

Wen betrifft die Gesetzesänderung? Ab Mai kommenden Jahres soll einem Gesetzentwurf zufolge die Solarpflicht auch für neu errichtete Wohngebäude gelten. Von Januar 2023 gilt diese Pflicht dann auch für Dachsanierungen von Bestandsbauten.

Wer ist für die Umsetzung zuständig? Der Bauherr muss in den Bauanträgen nachweisen, dass die Solarpflicht umgesetzt wurde. Nach der Fertigstellung muss zudem bei der zuständigen Baubehörde eine schriftliche Bestätigung der Bundesnetzagentur über die Registrierung der Anlage im Marktstammdatenregister vorgelegt werden.

Wie groß soll die Anlage sein? „Die meisten Anlagen sind meist unter 7 Kilowattpeak“ (kWp), erklärt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Für die Installation von rund 1-kWp-Anlagenleistung werden etwa sechs bis acht Quadratmeter Fläche benötigt. kWp gibt die maximale Leistung der Solarmodule unter Laborbedingungen an und dient zur besseren Vergleichbarkeit.

Was kostet eine Solaranlage? „Inklusive Montage sollten Verbraucher bei einer Leistung von etwa 6 kWp Kosten von etwa 10?000 Euro einplanen“, rechnet Bauer vor. Im Schnitt koste eine Anlage zwischen 6000 und 12?000 Euro.

Lohnt es, eine Anlage zu mieten? Von Mietangeboten rät Bauer ab. Die monatlichen Raten von bis zu 150 Euro summierten sich über eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren auf einen fünfstelligen Betrag, der die Anschaffungskosten meist übersteige. „Zudem holen Sie sich damit einen Dritten mit ins Haus, der dann etwa ein Zutrittsrecht zum Gebäude benötigt.“

Gibt es Zuschüsse? Die Förderbank KfW unterstützt den Kauf von PV-Anlagen mit zinsgünstigen Darlehen, erklärt Bauer. Um Fördermittel zu erhalten, muss jedoch ein Handwerksunternehmen mit den Arbeiten beauftragt und der Antrag eingereicht werden, bevor das Unternehmen beauftragt wurde und die Arbeiten losgehen.

Was gilt es bei der Planung zu bedenken? Um unrealistische Angebote auszuschließen, „müssen sich die Leute klarmachen, was sie wollen“, sagt Bauer. Was habe ich für einen Stromverbrauch? Will ich künftig auch ein E-Auto laden? Was sind die finanziellen Möglichkeiten? Wie sind die baulichen Voraussetzungen? Auch sollten die Anforderungen der Kommune berücksichtigt werden.

Strom einspeisen oder selber nutzen? Den Strom selbst zu nutzen, lohnt sich Bauer zufolge mehr als möglichst viel einzuspeisen. „Solarstrom zu erzeugen kostet etwa 10 bis 15 Cent pro Kilowattstunde“, rechnet der Experte vor. Im Einkauf koste eine Kilowattstunden derzeit etwa 30 Cent. „Die Ersparnis liegt also bei etwa 15 bis 20 Cent.“ Der Eigenverbrauch lasse sich erhöhen, wenn Geräte wie Waschmaschinen genutzt werden, wenn die Sonne scheint. Der nicht selbst benötigte Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist und über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet. Diese Vergütung liegt bei rund 7 Cent pro Kilowattstunde.

Wie finde ich das beste Angebot?

„Zuallererst sollten sich Verbraucher bei einem unabhängigen Energieberater kundig machen“, betont Verbraucherschützer Matthias Bauer. Dann sollten mehrere Angebote bei Fachbetrieben eingeholt werden. Bei der Verbraucherzentrale meldeten sich zunehmend Kunden, die an Anbieter geraten, „die schnelles Geld machen wollen. Besonders Unternehmen, die als reine Vertriebe agieren, sind mit Vorsicht zu genießen“, stellt Bauer fest. Diese beauftragten häufig Subunternehmer mit der eigentlichen Installation der Anlage.