Tübingen · Zeitgeschichte

Extremistenbeschluss 1972: Die Schere im Kopf ist immer geblieben

Mit dem Extremistenbeschluss begann vor 50 Jahren ein folgenschweres Kapitel bundesdeutscher Geschichte. Dreieinhalb Millionen Beschäftigte und Bewerber für den öffentlichen Dienst wurden auf ihre Gesinnung überprüft, in Baden-Württemberg über 600 000 jungen Menschen. An Universitäten und Schulen entstand ein Klima von Misstrauen und Denunziation, Berufsverbote durchkreuzten Lebenspläne. Betroffen waren fast ausschließlich Anhänger und Mitglieder linker Organisationen und der Friedensbewegung – wohl über 30 in Tübingen, in Reutlingen um die 40.

28.01.2022

Von Renate Angstmann-Koch

Die Tübingerin Gisela Kehrer-Bleicher bekam zweimal Berufsverbot – in den siebziger und den neunziger Jahren. 1974 wurde sie als Realschullehrerin wegen ihrer DKP- und SDAJ-Mitgliedschaft nicht in den baden-württembergischen Schuldienst übernommen. Unter anderem wurde ihr vorgeworfen, sie sei am 8. September 1973 in den DKP-Bezirksvorstand Neckar-Alb gewählt worden. Doch das stimmte nicht. Zur Wa...

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