Uli Hoeneß will sich wieder zum Präsidenten des FC Bayern wählen lassen

Die Rückkehr des Regenten

32 Monate nach seinem Rücktritt hat Uli Hoeneß seine Rückkehr angekündigt. Er wird ab November wieder Präsident des FC Bayern München.

09.08.2016

Von dpa

Die Rückkehr des Patriarchen: Uli Hoeneß wird ab November wieder Präsident des FC Bayern München.  Foto: dpa

Die Rückkehr des Patriarchen: Uli Hoeneß wird ab November wieder Präsident des FC Bayern München. Foto: dpa

München. Der FC Bayern bekommt seinen Uli Hoeneß zurück und Uli Hoeneß seinen FC Bayern. Ein knappes halbes Jahr nach seiner Haftentlassung lüftete der 64-Jährige das längst offene Geheimnis um seine Zukunft beim deutschen Fußball-Rekordmeister. Im November kandidiert er wieder als Präsident. Amtsinhaber Karl Hopfner verzichtet bei der Jahreshauptversammlung, die Wahl von Hoeneß ist Formsache. Der so erfolgreiche wie streitbare gebürtige Ulmer steht nach seinem tiefen Fall damit vor dem Comeback.

Ob der 2014 wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilte und Ende Februar vorzeitig aus der Haft entlassene Manager dann auch wieder Aufsichtsratsvorsitzender wird, wurde zunächst nicht bekannt. Traditionell leitet bei den Bayern der Vereinspräsident auch das Kontrollgremium der Profi-Abteilung.

„Das war?s noch nicht!“, hatte ein emotionaler Hoeneß im Mai 2014 den jubelnden Anhängern bei seiner bis dato letzten Mitgliederversammlung zugerufen. So wollte sich der ehemalige Profi nicht von seinem Lebenswerk verabschieden, als verurteilter Steuerhinterzieher, als Sträfling.

Das Comeback hatte sich schon länger abgezeichnet. Die Meisterfeierlichkeiten im Mai in der Allianz Arena und im Rathaus genoss Hoeneß merklich und trat dabei sogar auf, als sei er längst wieder in Amt und Würden. Zuvor war er bereits mit den Bayern auf Champions-League-Reisen gegangen und hatte im Fernsehen über die Basketball-Abteilung referiert.

Die Bayern-Familie demonstrierte zuletzt beachtliche Einigkeit darin, Hoeneß zu einer Rückkehr zu ermutigen – vor allem als sich abzeichnete, dass der Clubpatron nur die Hälfte der Haftstrafe absitzen muss und er am 29. Februar entlassen wurde. „Er ist grundsätzlich eine Bereicherung für den FC Bayern. Er ist ja immer schon präsent“, sagte etwa Nationalspieler Thomas Müller. „Uli ist für den Verein sowas von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht“, betonte Kapitän Philipp Lahm. Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach sich stets für eine Rückkehr aus.

Selbst die mächtigen Sponsoren der Münchner wichen Hoeneß nicht von der Seite, als dieser vom Landgericht wegen Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern schuldig gesprochen wurde. „Der Uli Hoeneß hat so viel für den FC Bayern gemeistert“, sagte Adidas-Chef und Aufsichtsrats-Vize Herbert Hainer, „jeder im Verein sehnt sich danach, dass er wieder stärker eingebunden wird. Natürlich freut mich das.“

Hainer selbst hatte nach dem Rücktritt von Hoeneß am 14. März 2014 den Vorsitz im Aufsichtsrat interimsmäßig übernommen, ehe Karl Hopfner auf den Posten gewählt wurde. Dieser soll nun wieder ins zweite Glied rücken, auch wenn er in den vergangenen Monaten Gefallen gefunden hat an den neuen Aufgaben an der Spitze des Rekordchampions. „Dies haben Karl Hopfner und Uli Hoeneß bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich so vereinbart“, hieß es in der Mitteilung zum Verzicht Hopfners auf eine neue Präsidentschafts-Kandidatur.

Hoeneß war 21 Monate in Haft, 14 davon im offenen Vollzug. Bei den Bayern hatte er Anfang 2015 als Freigänger einen Job im Jugendbereich bekommen. An der Säbener Straße war er immer schon mehr als nur ein Profi, Manager und bis zu seiner Verurteilung 2014 Präsident. Er führte den Verein an die nationale und internationale Fußball-Spitze und wurde das Gesicht des stolzen „Mia san Mia“-Clubs.

Als Aktiver auf dem Fußballplatz verlief seine Karriere wie im Schnelldurchlauf: Mit 19 Jahren Profi, mit 20 Europameister, mit 22 Weltmeister, mit 27 Sportinvalide. Dann wechselte er ins Management der Bayern und erlebte von Bank und Tribüne aus unter anderem 19 Meistertitel, elf DFB-Pokalsiege und zwei Champions-League-Triumphe. 2009 zog er sich als Manager zurück und wurde Präsident des FC Bayern - blieb aber das Gesicht des mächtigsten, erfolgreichsten und streitbarsten Vereins in Deutschland. Seine Reputation, die er sich durch Wohltätigkeitsaktionen, Spenden und Benefizspiele aufgebaut hatte, bekam durch den Steuerskandal gewaltige Risse. Von Herbst an hat er nun die Chance, dieses Image wieder aufzupolieren.