Boxen

Die Rechnung ist beglichen

Anthony Joshua holt sich in souveräner Manier gegen Andy Ruiz seine vier Gürtel zurück. Echte Stimmung kam in Saudi-Arabien aber nicht auf.

09.12.2019

Von SID

07.12.2019, Saudi-Arabien, Riad: Boxen, Profis: IBF-, WBO-, WBA-Super-, IBO-WM Schwergewicht Ruiz (USA) - Joshua (Großbritannien): Anthony Joshua feiert seinen Sieg. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

07.12.2019, Saudi-Arabien, Riad: Boxen, Profis: IBF-, WBO-, WBA-Super-, IBO-WM Schwergewicht Ruiz (USA) - Joshua (Großbritannien): Anthony Joshua feiert seinen Sieg. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Anthony Joshua thronte mit verschränkten Armen wie der Dschinni aus der Wunderlampe in der Mitte des Rings. Triumphale Genugtuung sprach aus dem Blick des Box-Weltmeisters, der schon abgeschrieben war und sich in der Wüste Saudi-Arabiens alle verlorenen WM-Gürtel zurückholte. Der Brite brach die ungeschriebene Regel „They never come back“ („Sie kommen nie zurück“) und darf sich jetzt mit einigen der größten Faustkämpfer in einem Atemzug nennen.

Der nie gefährdete Punktsieg gegen seinen erschreckend schwachen Bezwinger Andy Ruiz Jr. (USA) katapultierte Joshua in eine elitäre Riege von Box-Ikonen. Zuvor hatten nur Floyd Patterson, Muhammad Ali und Lennox Lewis ihre Schwergewichts-Titel gleich im Rückkampf nach einer Pleite zurückerobert. „Es war wie bei einer Prüfung. Die erste habe ich verhauen, beim zweiten Mal habe ich gelernt, mich vorbereitet und wusste, ich würde bestehen“, sagte Joshua.

Die Rechnung vom 1. Juni, als er im Madison Square Garden von Ruiz phasenweise vorgeführt worden war, ist beglichen. Der Dank dafür ging auch an einen alten Bekannten. Wladimir Klitschko, dessen Sparringspartner Joshua einst war und den er selbst 2017 in Rente geschickt hatte. „Dieser Fight gegen Wladimir hat diese Nacht hier erst möglich gemacht“, sagte Joshua: „Deshalb ist dieser Kampf immer noch die Nummer eins.“

In der Tat schaute sich Joshua viel von Wladimir Klitschko ab. Der linke Jab und das taktische Klammern gepaart mit findiger Beinarbeit – das alles zeigte er gegen Ruiz und erinnerte damit stark an den Ukrainer. Ohnehin war Joshua viel leichtfüßiger als im ersten Kampf, weil eben auch leichter an Gewicht. Trotzdem forderte Ruiz noch im Ring Teil drei der Trilogie.

Auch wenn Joshua sich offen für einen dritten Kampf zeigte, dürfte das eher unwahrscheinlich sein. Der 30-Jährige hat bewiesen, dass er eine Nummer zu groß für Ruiz ist, wenn er selbst den Kampf ernst nimmt. Wahrscheinlicher ist eine Titelvereinigung mit WBC-Champion Deontay Wilder (USA). Joshua gab sich aber auch in dieser Hinsicht noch verhalten: „Diesem Kampf nachzujagen, hat mir nicht gutgetan, also lasse ich die Dinge ihren Gang gehen.“ Zudem gibt es noch Pflichtherausforderer für Joshuas WM-Gürtel der Verbände WBA, WBO, IBF. Ob diese Kämpfe auch in Saudi-Arabien stattfinden werden, bleibt abzuwarten.

Event fürstlich bezahlt

Schließlich kam im temporär aufgestellten Stadion in Diriyah, einem Vorort der Hauptstadt Riad, nur selten Stimmung auf. Joshua und sein Promoter Eddie Hearn ließen jedoch keine Gelegenheit aus, die Königsfamilie um Kronprinz Mohammed bin Salman zu loben. „Wie wir von den Leuten hier empfangen wurden, war unglaublich“, sagte Hearn. Angeblich sollen rund 100 Millionen Dollar (rund 90 Millionen Euro) für die Ausrichtung im Königreich gezahlt worden sein. Schon Amnesty International hatte gemahnt, dass dort das stark angeschlagene Image der Staatsführung über den Sport reingewaschen werden sollte. sid

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Erstellt:
09.12.2019, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 09.12.2019, 06:00 Uhr

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