Nicht jedem die Pistole zeigen

Die Polizei warnt vor angeblichen Waffenkontrolleuren

Im Landkreis Esslingen haben sich Unbekannte als Waffenkontrolleure ausgegeben und Zugang zu Häusern verschafft. Im Kreis Tübingen sind der Polizei noch keine Fälle bekannt. Waffenbesitzer, denen mögliche falsche Kontrolleure auffallen, sollen diese anzeigen.

31.08.2016

Von kathrin löffler

Kreis Tübingen. Ende Juli gaben sich zwei unbekannte Männer im Kreis Esslingen bei Waffenbesitzern als Landratsamtsmitarbeiter aus. Sie behaupteten, die Aufbewahrung der Waffen prüfen zu wollen, und verschafften sich so Zutritt zum Haus. Ähnliches war bereits im Frühjahr in einer Esslinger Kreisgemeinde vorgekommen: Zwei vorgebliche Kontrolleure hatten die Waffen angeschaut und waren danach wieder verschwunden.

Ihr Motiv ist bisher unklar. Laut Polizeisprecherin Andrea Kopp könnte so ein Vorgehen ein Trick von Dieben sein, um in Wohnungen zu gelangen oder einen Einbruch zu planen. In beiden beschriebenen Fällen interessierten sich die Täter auffallend für die Schließverhältnisse im Haus. Beiden betroffenen Waffenbesitzern wurde aber während den vermeintlichen Kontrollbesuchen nichts gestohlen. Auch hinterher gab es bei ihnen keine Einbrüche. Beide hatten die falschen Kontrolleure nicht nach Dienstausweisen gefragt. Die Polizei ermittelt wegen Amtsanmaßung. Sie appelliert an Waffenbesitzer, nur Kontrolleure ins Haus zu lassen, die sich ausweisen können. Außerdem sollen Waffenbesitzer, die im Nachhinein glauben, dass bei ihnen falsche Kontrolleure waren, das bei der zuständigen Waffenbehörde melden. Falls sich der Verdacht bestätigt, rät die Polizei, Anzeige wegen Amtsanmaßung erstatten.

500 Waffenbesitzer

gibt es in Tübingen

Die großen Kreisstädte Rottenburg, Mössingen und Tübingen haben jeweils eine eigene Waffenbehörde. Sie sind nur für Waffenbesitzer in ihrem Stadtgebiet zuständig. In Tübingen besitzen rund 500 Menschen eine oder mehrere Waffen. Die Kontrolleure haben natürlich Dienstausweise. Das Vorzeigen ist aber oft nicht notwendig. „Über 90 Prozent der Waffenbesitzer kennen uns persönlich“, sagt Erik Salomon, der auf dem Tübinger Ordnungsamt für Waffenrecht zuständig ist. Salomon sagt aber auch: „Einen Dienstausweis kann man fälschen.“ Die städtischen Prüfer melden deshalb Kontrollgänge vorher grundsätzlich bei der Polizei an. Kontrollierte Bürger können sich dann bei der Polizei rückversichern, ob zu dem betreffenden Zeitpunkt tatsächlich Vertreter der Kommune unterwegs waren. Die Stadt Tübingen kontrolliert meist unangekündigt und im Abstand von drei Jahren.

Die Waffenbehörde des Landratsamts kümmert sich um alle Waffenbesitzer in den Landgemeinden. Im Kreis Tübingen gibt es außerhalb Mössingens, Rottenburgs und Tübingens 900 Inhaber von Waffenbesitzscheinen. Großteils sind das Sportschützen und Jäger. Insgesamt gehören ihnen 5000 erlaubnispflichtige Schusswaffen.

Die Kontrolleure des Landkreises überprüfen sie in der Regel unangemeldet und alle fünf Jahre, wenn es Beanstandungen gibt, auch in kürzeren Abständen. Laut Landkreissprechererin Martina Guizetti gibt es in unter zehn Prozent der Kontrollen etwas auszusetzen, meistens an der Lagerung der Waffen oder der Munition.