Tübingen
Die Polizei räumte nach Mitternacht den Botanischen Garten
Am gestrigen Mittwoch galt ab 22 Uhr ein Alkoholverbot in der Tübinger Innenstadt. Die Feiernden wichen vor allem in den Botanischen Garten aus. Dort griff die Polizei ein.
Je tiefer es in die Nacht ging, desto mehr Probleme gab es dann im Alten Botanischen Garten: Neben einigen Ruhestörungen gingen kurz vor Mitternacht zwei Feiernde aufeinander los, ein 29-Jähriger trug dabei laut Polizei sogar Quarzhandschuhe. Die Kontrahenten wurden von den Beamten getrennt, für einen der beiden endete die Nacht in der Klinik.
Weil es auch im weiteren Verlauf zu Ordnungswidrigkeiten sowie etlichen Verstößen gegen Abstandsregeln und das Maskengebot kam, schritt die Polizei ein. Zuvor hatte sie per Lautsprecherdurchsagen darum gebeten, dass die überwiegend jungen Leute den Botanischen Garten verlassen sollen. Gegen 1.05 Uhr begannen die Beamten dann, den Park zu räumen. „Es waren einfach zu viele Leute da“, sagte der PvD dem TAGBLATT. Wie viele genau es zum Zeitpunkt der Räumung waren, kann die Polizei nicht beziffern. Während der Räumung sei es zu einem Flaschenwurf auf die Beamten gekommen, wodurch jedoch niemand verletzt wurde.
Anschließend verlagerte sich die Feiermeute – teils eben in den Botanischen Garten, teils in die Platanenallee oder den Anlagenpark, wo das Alkoholtrinken ebenfalls noch erlaubt war. Gegen 23.45 Uhr musste die Polizei in der Uhlandstraße einschreiten. Gruppen gerieten aneinander, drei junge Männer zogen sich gegenseitig Glasflaschen über den Kopf. Alle kamen ins Krankenhaus. Die Polizei sprach für den Rest auf Höhe des Anlagensees Platzverweise aus, wobei sich drei Beteiligte zwischen 16 und 18 Jahren diesen widersetzen. Bei einem darauffolgenden Gerangel wurde ein Polizist leicht verletzt. Solche Vorfälle, aber auch überfüllte Treppen und Plätze, sagte der PvD, „hat es in Tübingen in den Sommernächten aber auch schon vor Corona gegeben“.
Bevor es im Alten Botanischen Garten zu voll und zu krawallig wurde, herrschte dort Partystimmung. Mehrere hundert junge Leute waren in Gruppen von bis zu einem Dutzend Personen versammelt und hatten teilweise kistenweise Bier mitgebracht. Angehörige verschiedener Nationen feierten gemeinsam. Man hörte Gespräche und Musik in verschiedenen Sprachen, aber vor allem Deutsch. Süßlicher Cannabisduft lag in der Luft. Eine Maske trug kaum jemand. Stefan, ein 21-jähriger Soziologie-Student, sagte: „Wenn jetzt noch ein paar Bands spielen würden, dann wäre das hier wie Wacken. Aber das Festival ist ja leider abgesagt worden.“
Alkoholverbot für Bartista ein Problem
Bis 21 Uhr darf die Außengastronomie geöffnet haben. Eine Stunde danach darf in der gesamten Altstadt öffentlich kein Alkohol mehr konsumiert werden. Für Gaetano Randone, Inhaber der Cocktail-Bar Bartista am Holzmarkt, der seine alkoholischen Mischgetränke auch über einen Cocktail-Aufzug aus dem ersten Stock auf die Straße verkauft, ist das Alkoholverbot eine Zumutung. „Ich hoffe, dass das bald wieder aufgehoben wird. Ich kann so keine Gewinne machen, um die Monate des Lockdowns wieder hereinzuwirtschaften. Wer trinkt denn mittags oder am frühen Abend einen Cocktail?“, fragt Randone.