Es braucht eine Idee und zwei Leute

Die Mössinger SPD lud den Asyl-Freundeskreis zum Infoabend an ihren politischen Stammtisch

Wenn 2016 rund 300 Flüchtlinge die großen Unterkünfte in Mössingen beziehen, muss die Integration auf mehr Schultern verteilt werden. Das könnte gelingen, wenn sich die Mössinger nicht nur Sorgen machten, sondern einfach mithülfen – sagte der Freundeskreis Asyl der SPD.

12.02.2016

Von Mario Beisswenger

Die Mössinger SPD lud den Asyl-Freundeskreis zum Infoabend an ihren politischen Stammtisch

Mössingen. „Bevor Ängste aufkommen, ist es besser, selbst aktiv zu werden“, sagt Christa Müller-Mautner. Das war der Kernsatz beim politischen Stammtisch des Mössinger SPD-Ortsvereins am Mittwochabend. Im Café Chamäleon ließen sich Parteimitglieder und Interessierte vom Freundeskreis Asyl die Situation schildern und erfuhren, wie die Integration auch bei steigenden Flüchtlingszahlen gelingen kann.

Bislang, so Michael Mautner, einer der der Sprecher des Freundeskreises, fielen die rund 150 Flüchtlinge in der Stadt nicht auf. Das liege wohl auch an der Sozialstruktur: Hauptsächlich sind zur Zeit Familien untergebracht. „Die lassen sich leichter betreuen“, so Mautner. Familien hätten allein schon durch die Kinderbetreuung eine Aufgabe. Wenn nun mehr Alleinstehende kommen, werde es schwieriger. „Die warten auf Irgendwas.“

Gleichzeitig komme Unruhe auf, gerade unter Anliegern des Pausageländes. Im so genannten Mehl-Gebäude können bald bis zu 130 Flüchtlinge unterkommen. Da gebe es nun schon Ängste. Es werden keine rechten Parolen ausgegeben, aber es gebe Befürchtungen, dass die Integration nicht mehr so geräuschlos von statten geht wie bisher.

„Genau um die Frage geht es jetzt: wie die Integrationsfähigkeit erhalten bleibt“, sagt Claudia Lund, die andere Sprecherin des Asylkreises. Auch die rund 70 Freiwilligen des Kreises seien mal am Ende ihrer Kapazität. Doch wenn die Schwellenangst vor dem Helfen überwunden werden kann, komme auch die Mössinger Stadtgesellschaft mit mehr Flüchtlingen zurecht. Ideen für Integrationsangebote nach dem Vorbild der schon bestehenden Radwerkstatt kamen viele: Gärten auf städtischem Grund, vielleicht ein Reparaturcafé, Aufarbeiten alter Möbel. „Es braucht eigentlich nur eine Idee und zwei Leute, mit denen man das anfängt“, sagt Müller-Mautner.

Auf Nachfragen der Runde hieß es vom Freundeskreis, dass die Stadtverwaltung bis in ihre Spitze erkannt habe, dass sich das Rathaus mehr einbringen muss. Die städtische Stelle für Flüchtlingsarbeit werde dringend gebraucht. SPD-Stadtrat Peter Looser erklärte die anfangs zögerliche Haltung: „Das sind Herausforderungen, die man nicht gewohnt ist in Mössingen.“ Die Integrationsarbeit sollte zu schaffen sein, meinte Ortsvereinsvorsitzender Arno Valin: „Wir sind weit weg von unserer Aufnahmekapazität.“

Info Kontakt zum Asylkreis geht übers Mütter- und Familienzentrum in der Falltorstraße. Telefon 07473/8599, mueze.moessingen@googlemail.com

Die drängendsten Probleme bei der Flüchtlingsarbeit

Der Freundeskreis Asyl sammelte am Mittwochabend die wichtigsten Punkte, die eine Integration von Flüchtlinge leichter machen würde. Vor allem junge Mütter müssen in Mössingen eine bessere Chance bekommen, an Sprach- oder Integrationskursen teilzunehmen. Bislang scheitere das oft an fehlender Betreuung für Kinder. Bestimmte Kurse (etwa Sprachkurse auf höherem Niveau, Integrationskurse) sollten spätestens dann, wenn an die 500 Flüchtlinge in Mössingen einquartiert sind, auch in der Großen Kreisstadt stattfinden. Der Kindergarten und die Schule sollten nicht mehr nur so organisiert werden, dass alle Kleinkinder bis nach Bästenhardt gehen müssen und alle Schulkinder für die Vorbereitungsklassen nach Ofterdingen.

Zusätzliche Wohnungen von Privaten zur Miete für Anschluss-Unterbringung braucht die Stadt dringend. 2016 muss die Stadt für 72 Flüchtlinge eine dauerhafte Bleibe finden, 2017 für etwa 220.

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Erstellt:
12.02.2016, 07:52 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 12.02.2016, 07:52 Uhr

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