Fußball

Die Marke Bayern positioniert sich im Reich der Mitte

Der FC Bayern München zählt in China mehr Fans als Deutschland Einwohner hat. Mit dem Büro in Schanghai wollen die Bayern nun dauerhaft präsent sein.

23.03.2017

Von FELIX LEE

Im Rahmen der Büroeröffnung des FC Bayern München in Schanghai freundete sich das Maskottchen Berni mit den chinesischen Drachen an. Foto: afp

Im Rahmen der Büroeröffnung des FC Bayern München in Schanghai freundete sich das Maskottchen Berni mit den chinesischen Drachen an. Foto: afp

Peking. Belustigt blickt der langjährige FC-Bayern München-Spieler Bixente Lizarazu auf die Achtjährigen, wie sie im Regen etwas tolpatschig den Bällen hinterherjagen. Aber ein schlechtes Wort will der einstige Super-Star über den chinesischen Nachwuchs nicht verlieren. „Alles braucht seine Zeit“, sagt er. Und sein Begleiter, Giovane Elber, stimmt ihm zu: 10 Jahre werde es bestimmt dauern, bis China seine eigenen Profispieler geschaffen habe, sagt der ehemalige Profispieler, der zwischen 1997 und 2003 für den FCB kickte. Beide sind inzwischen Markenbotschafter des Rekordmeisters. Und sie sind in China derzeit auf Werbetour.

Der FC Bayern München hat am Mittwoch in der ostchinesischen Millionenmetropole Schanghai sein erstes Büro in China eröffnet. Das Büro ist Teil der Vermarktungsstrategie, den Verein auch weltweit stärker ins Rampenlicht zu rücken. In New York gibt es seit knapp drei Jahren ein Büro. 136 Millionen Bayern-Fans gebe es in China, rechnete FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei der Eröffnungsfeier vor. „Wir haben mehr Fans als Deutschland Einwohner hat. Dem werden wir Rechnung tragen.“

Das Büro mit seinen sechs Mitarbeitern soll den Kontakt mit den chinesischen Fans pflegen, vor allem über die Socialmedia-Kanäle, die sehr weit verbreitet sind, sagt Jörg Wacker, ebenfalls im Vorstand des FC Bayern München und zuständig für Strategie. Zudem gelte es Netzwerke mit der Politik und der Wirtschaft aufzubauen, selbstverständlich aber auch die Umsätze mit dem Verkauf von Trikots und Fanartikeln zu steigern. Seit zwei Jahren betreibt der FCB auf Chinas meistgenutzter Handelsplattform Taobao einen eigenen Online-Shop. Von einem „ständigen Grundrauschen“ spricht Vorstandsmitglied Wacker. Das Büro solle dafür sorgen, dass Bayern München auch im bevölkerungsreichsten Land der Welt kontinuierlich im Gespräch bleibt. Das Vereinsvorstandsmitglied macht zugleich keinen Hehl daraus, dass es auch um Sponsorenpflege geht. Bayerns Hauptsponsoren Audi, Adidas und Allianz etwa könnten bei der geplanten China-Tour im Sommer auf Synergieeffekte setzen. Zugleich gelte es auch lokale Sponsoren zu gewinnen. Der FCB plant im Juli zwei Gastspiele im Reich der Mitte.

Die Bayern sind keineswegs die ersten, die den chinesischen Fußballmarkt für sich entdeckt haben. Manchester United hat bereits seit Jahren eine Repräsentanz – wenn auch in der südchinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. Auch spanische Fußballvereine sind seit Jahren in der Volksrepublik aktiv. Der VfL Wolfsburg hat fast zeitgleich in Peking ein Büro eröffnet. China sei von großer Bedeutung, weil hier eine „einzigartige Kombination aus enormer Euphorie für den deutschen Fußball, geballter Wirtschaftskraft und großem staatlichen Interesse am Fußballsport vorherrscht“, sagte VfL-Manager Thomas Röttgerman.

Rummenigge betont allerdings, dass der FCB eine andere Strategie verfolge als die meisten anderen Vereine aus dem Ausland. „Kurzfristig Geld cashen – das ist nicht unser Ziel“, betonte der ehemalige Weltmeister. Seinem Verein gehe es auch darum, beim Aufbau Chinas zu einer Fußballnation beizutragen. Der Zeitpunkt könnte daher auch nicht besser gewählt sein, betont Rummenigge. Chinas mächtiger Staats- und Parteichef Xi Jinping hat vor drei Jahren den Aufbau einer Profiliga zu einer „nationalen Prestigefrage“ erklärt. Die Regierung investiert landesweit Milliarden in neue Fußballplätze, lässt Hunderte spezielle Fußballschulen einrichten und heuert Trainer aus aller Welt an. Allerdings stecken die Vereine auch Rekordsummen in die Ablöse von Profispielern aus aller Welt. So hat der Schanghaier Fußballklub SIPG für den Brasilianer Oscar über 60 Millionen Euro Ablöse hingelegt – ein neuer Rekord. Das beobachtet auch Rummenigge kritisch und meint: „Ein wichtiger zweiter Schritt ist jetzt aber eine solide Ausbildung.“