Fußball

Die Macherin gibt Sicherheit

Alexandra Popp führt die DFB-Elf zum 3:0-Sieg gegen Nigeria. Dabei zeigt sich, dass Standards zu den großen Stärken des deutschen Teams zählen.

24.06.2019

Von NADINE VOGT

Ein perfekter Tag für Alexandra Popp: Die 28-Jährige machte gegen Nigeria ihr 100. Länderspiel. Sie überzeugte mit starker Leistung und ihrem Kopfballtor in der 20. Minute. Nach der Partie wurde sie von der Fifa zur „Spielerin des Spiels“ ernannt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Ein perfekter Tag für Alexandra Popp: Die 28-Jährige machte gegen Nigeria ihr 100. Länderspiel. Sie überzeugte mit starker Leistung und ihrem Kopfballtor in der 20. Minute. Nach der Partie wurde sie von der Fifa zur „Spielerin des Spiels“ ernannt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Grenoble. Alexandra Popp ballte die Fäuste. Als sie sah, dass der Ball im Netz landete. Eckstoß von links, Kopfball von Popp: die 1:0-Führung im Achtelfinale gegen Nigeria. An der Seitenlinie kam die Mannschaft zusammen, freute sich im Kreis. Doch der Video-Schiedsrichter in Paris hatte Zweifel und überprüfte die Szene. Hatte Svenja Huth die nigerianische Torhüterin behindert? Minuten später der Pfiff. Die japanische Schiedsrichterin zeigte auf den Mittelkreis. Das Tor zählte. Es war Popps 48. Treffer im 100. Länderspiel.

Das 1:0 baute die deutsche Nationalmannschaft 53 Minuten später zum 3:0 aus. Sara Däbritz und Lea Schüller trafen – und sicherten den Einzug ins Viertelfinale der WM. „Das war ein perfekter Tag heute für uns“, sagte Spielführerin Popp. Perfekt, weil das Ergebnis stimmte. Und man den Eindruck gewann, dass die Mannschaft immer besser zu ihrem eigenen Spiel findet.

Nigeria hatte sich als Gruppendritter fürs Achtelfinale qualifiziert. Im Stade des Alpes kam das Team nur zu wenigen wirklich guten Chancen. In der 50. Minute, als Stürmerin Desire Oparanozie im deutschen Fünf-Meter-Raum am Ball vorbei rutschte. In der Nachspielzeit, als ein Distanzschuss knapp übers Tor von Almuth Schult segelte. Ein unangenehmer Gegner, der vier Mal gelb sah. Physisch präsent, robust und im Umschaltspiel schnell – auch wenn sie noch mit der Müdigkeit der Anreise kämpfen mussten. Erst einen Tag vor dem Spiel waren die Nigerianerinnen in Grenoble angekommen. „Sie haben ganz viel Leidenschaft in dieses Spiel rein geworfen“, sagte die deutsche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach der Partie. Allzu schwer hat es Nigeria der deutschen Mannschaft aber auch nicht gemacht.

Zwei Tore fielen nach Standardsituationen: Popps Treffer und nur sieben Minuten später ein Foul-Elfmeter, den Däbritz sicher verwandelte. Sie stehen sinnbildlich für die große Stärke des Teams: Mehr als die Hälfte der Tore fiel nach einstudierten Szenen. „Wenn der Ball im Tor ist, ist er im Tor. Das ist mir egal wie“, sagte Kapitänin Popp.

Warum also nicht nutzen, was man hat: kopfballstarke Spielerinnen, wie sie selbst, oder Freistoß-Spezialistinnen. Am Ende reichte es für einen Sieg. Und das Team hat weiter Zeit, um an seinen Schwachstellen zu arbeiten.

Im vierten Spiel der Weltmeisterschaft, das Voss-Tecklenburg wieder mit einer veränderten Startelf anging, zeigte sich die spielerische Entwicklung. Die Offensive – auch durch die agile Lina Magull – gewann an Passsicherheit. Die Defensive stand kompakter, Innenverteidigerin Sara Doorsoun unterlief nur ein Fehlpass.

„Marina hat heute mehr gehalten, als ich“, sagte Torhüterin Almuth Schult nach der Partie über ihre Mitspielerin Marina Hegering. Schult hatte wenig zu tun, ist weiterhin ohne Gegentor. Lea Schüller zeigte ihre Sürmerqualitäten, als sie nach einem Fehlpass der Nigerianerinnen am Strafraum blitzschnell zur Stelle war und per Distanzschuss das 3:0 erzielte. „Auch wenn wir nicht so glanzvoll spielen, wie es alle wünschen“, sagte Voss-Tecklenburg nach dem Spiel, „haben wir immer gesagt: Wir sind in einem Prozess“.

Selbstbewusste Spielmacherin

Alexandra Popp ist das beste Beispiel, dass dieser allmählich auch das spielerische Potenzial der Mannschaft zum Vorschein bringt. Mal torgefährlich im Sturm, dann als Gestalterin im Mittelfeld. Auf der Sechs, kurzzeitig auch in der Innenverteidigung. Die 28-Jährige wechselte flexibel ihre Positionen. Und gab dem deutschen Spiel in der Rolle der selbstbewussten Macherin mehr Sicherheit.