Rottenburg · Kinderfasnet

Die Gräfin bekam ordentlich Konkurrenz

Beim Kinderumzug zeigte sich die Rottenburger Fasnet am Rosenmontag wieder von ihrer liebenswerten Seite. Anschließend war Party für die Kleinen in der Festhalle.

24.02.2020

Von Angelika Bachmann

Hat jemand einen Bogges mit Schirm gesehen? Dann ab mit ihm zum Tanzen auf die Festhallenbühne! Bild: Angelika Bachmann

Hat jemand einen Bogges mit Schirm gesehen? Dann ab mit ihm zum Tanzen auf die Festhallenbühne! Bild: Angelika Bachmann

Und dann kam doch noch die Sonne raus. Den ganzen vernieselten Vormittag lang hatten alle gebangt, ob man bei diesem tristen Wetter durch die Stadt ziehen musste. Pustekuchen! Als der „Grealenger“ mit seiner Glocke den Umzug einläutete, war schönstes Kinderumzugswetter. Dementsprechend sonnig-gutgelaunt starteten gestern Mittag die Narren und Musiker auf den letzten Rottenburger Umzug der Saison. Der Narrenbüttel hatte übrigens wieder Verstärkung dabei. Der zehnjährige Felix Weisser hatte seinen Job letztes Jahr so gut gemacht, dass er dieses Jahr wieder als Nachwuchs-Grealenger dem Zug voranging.

Fanfarenzug und Bogges, Hofstaat, Jäger und Stadthexen, Pompele und Ahlande – sie alle zogen von der Tübinger Straße über die Königstraße und den Marktplatz bis zur Festhalle. Vor allem zum Marktplatz hin standen die Zuschauer dicht gedrängt. Auch viele große und kleine Zuschauer hatten sich für den Umzug rausgeputzt, sodass es nette Begegnungen gab: Die Prinzessin überreichte der kleinen Hexe Bonbons. Und der kleine Rammertbär im Zug drückte dem Bärchen am Straßenrand einen Lolly in die Tatze.

Bogges souverän im Chaos

Die Bewohner im Haus am Hospitalgarten dürften sich besonders über das gute Wetter gefreut haben. Sie warteten in (Roll-)Stühlen in einer langen Reihe vor dem Spittel, warm eingepackt, mit Decken über den Beinen. Als die ersten Klänge der Stadtkapelle zu hören waren, war da ein Lächeln auf manchem Gesicht, manche wiegten den Oberkörper hin und her oder winkten fröhlich im Takt. Kinderfasnet ist eben nicht nur für Kinder schön.

Zahlreiche Laufgruppen und Nachwuchsnarren machen den Rottenburger Kinderumzug bunt und einzigartig.

Dabei bekam Gräfin Mechthild in diesem Jahr ordentlich Konkurrenz. Etwa von rot-blau gewandeten und bekrönten Prinzen, die an die Zuschauer Prinzenrollen austeilten. Und von Damen und Königen der Laufgruppe Leber, die originell und wunderschön ausstaffiert als Kartenspiel unterwegs waren. Wer weiß – vielleicht hatten auch die Außerirdischen der UFOs, die ebenfalls mitten im Umzug gelandet waren, eines ihrer drei Augen auf den gräflichen Thron geworfen?

Am Ende war es dann aber doch die Gräfin, die anschließend bei der Kinderfasnet in der Festhalle huldvoll den Narrensamen begrüßte und sich gemeinsam mit Zunftmeister Dierk Albus darüber freute, dass Rottenburg so viele kleine Narren hat. „Seid lustig und tanzt. Lasst euch gut unterhalten!“ riet die Gräfin.

Dass das dann auch so war, dafür hatten die Laufnarren gesorgt. Auf der Bühne moderierten Wolfram Kaiser, Martin Vogt und Julian Fial und balancierten dabei gekonnt das wuselige Chaos vor und auf der Bühne aus. Zwischen Tanzen, Singen und Aufführungen konnten die Kinder wieder an Spielstationen Stempel sammeln und sich anschließend eine kleine Überraschung abholen.

Hungrig und durstig blieb niemand. Gesponsert von den Gaststätten Krokodil, Primavera und Hirsch und von der Bäckerei Padeffke wurden die kleinen Narren mit Saitenwürstle und Weckle verköstigt. Die gab es für 50 Cent das Stück. Der Erlös geht an die „Clowns im Dienst“.