Rottenburg

Corona-Tagebuch: Lorenz Truffner

In unserer Kolume schreibt der Bieringer Rammert-Revierförster Lorenz Truffner.

19.05.2020

Von Lorenz Truffner

Bild: Frank Rumpel

Bild: Frank Rumpel

Die Glocken von St. Peter und Paul zu Bieringen und der schrille Weckton meines Weckers beginnen meinen Arbeitstag um 6 Uhr. Die ersten Anrufe von Flächenlosinteressenten, Holzkäufern und Jägern lassen nicht lange auf sich warten – da bleibt manchmal nur wenig Zeit für die Rottenburger Post. Bereits um 7 Uhr ist Besprechung an der Lausbühlhütte – aktuell mit Abstand. Ein Anruf eines Jägers der einen Rehbock erlegen wollte, unterbricht die Besprechung. Also geht es los zum später dann erfolgreichen Einsatz mit meinem Jagdhund „Birko“.

Home-Office ist für einen Förster nicht wirklich möglich, die Tätigkeiten in Wald und Natur, bei immerhin 1200 Hektar, lassen sich nicht von zu Hause aus steuern – auch wenn mein Büro schon seit jeher zu Hause ist. Arbeit gibt es auch trotz Corona im Wald genug – die stürmischen Damen „Sabine“ und „Bianca“ haben in meinem Revier immerhin 700 Festmeter verstreut geworfen. Durch die Trockenheit der letzten Jahre, warten die gefräßigen Buchdrucker, Kupferstecher und andere Käfer bei dieser Witterung dabei auf ihre Chance, sich weiter zu vermehren. Rechtzeitig haben wir aber unsere Pflanzflächen abgeschlossen – leider mussten wir einige Einsätze von motivierten Schülern, Lehrern und auch Bundes- und Landespolitikern coronabedingt absagen.

Auch der 1. Mai war dieses Jahr sehr ruhig. Die Wanderer waren teilweise im tiefsten Rammert unterwegs und hatten ihr Rucksackvesper dabei – die Feuerstellen waren ja alle abgesperrt und geschlossen. Die Kontrollen von Kinderspielplatz, Dünnbachhütte und Kiebinger Hütte zeigten, dass sie sich auch daran hielten, aber die Events an den Hütten mit frisch gezapftem Bier und heißer Roter, das zeigte sich im Gespräch, fehlten halt doch.

Corona hat den Wald nicht wirklich tangiert. Was ich jedoch feststellen konnte und kann, es sind viele Menschen auch in den entlegensten Flächen des Stadtwaldes unterwegs und sichtlich erfreut am „Waldbaden“ – ich hoffe, dass dies auch nach Corona so sein wird. Allerdings: Die Müllferkel hat Corona nicht wirklich gebremst. So müssen wir ständig Müllablagerungen beseitigen – und das auf Steuerzahlerkosten. Die Müllproblematik hat in dieser Zeit meines Erachtens eher zu- als abgenommen.

Was mir jedoch in dieser besonderen Zeit fehlt, ist der Kontakt zum Musikverein Bieringen, zum Ortschaftsrat, zu einigen Stammgästen in der Mittagspause, das Studententreiben an der Forsthochschule und der Austausch mit Professoren und Dozenten – hoffentlich ist diese Pause bald auch Vergangenheit.