Ein Votum für mehr Zoll-Kontrollen

Die Gewerkschaft beklagt einen starken Rückgang der Inspektionen auf den Baustellen

Unseriöse Praktiken auf Baustellen im Landkreis Tübingen sollen noch intensiver als bislang verfolgt werden. Das fordert die IG BauenAgrar-Umwelt (IG Bau).

15.08.2016

Von ST

Mehr Zoll-Beamte auf dem Bau: Das fordert angesichts sinkender Kontrollzahlen die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Das komme seriösen Baufirmen und ihren Beschäftigten zugute, so die Gewerkschaft zugute. Bild: IG Bau

Mehr Zoll-Beamte auf dem Bau: Das fordert angesichts sinkender Kontrollzahlen die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Das komme seriösen Baufirmen zugute. Bild: IG Bau

Kreis Tübingen. Illegale Beschäftigung müsse für unseriöse Arbeitgeber und Dumping-Chefs zu einem unkalkulierbaren Risiko werden. „Im vergangenen Jahr ist auf den heimischen Baustellen viel zu wenig kontrolliert worden“, sagt Andreas Harnack, IG Bau-Regionalleiter von Baden-Württemberg.

Nach Informationen der IG Bau Südwürttemberg hat die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Hauptzollamt Ulm 2015 insgesamt 275 Kontrollen auf Baustellen in der Region durchgeführt – ein Rückgang von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hierbei wurden 37 Bußgeld-Verfahren eingeleitet. Harnack beruft sich bei diesen Zahlen auf eine Bilanz des Bundesfinanzministeriums, die der IG Bau vorliegt. Verantwortlich für die zu geringe Zahl von Kontrollen ist nach Ansicht der Gewerkschaft ein eklatanter Personalmangel beim Zoll.

„Die FKS-Beamten leisten eine gute und wichtige Arbeit. Aber dem Zoll fehlt es einfach an Manpower, um die Baustellen intensiv zu überwachen“, beklagt Harnack. Im Interesse der seriösen Baufirmen und ihrer Beschäftigten müssten die Zollfahnder dringend die nötigen Personalkapazitäten bekommen. Die Zoll-Auswertung, die auf eine Anfrage der Reutlinger Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Grüne) an das Bundesfinanzministerium zurückgeht, belege das „Kontroll-Dilemma“ des Hauptzollamts Ulm allgemein: So wurden im vergangenen Jahr dort insgesamt 43 Prozent weniger Arbeitgeber auf Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung überprüft als 2014. „Das zeigt: Die Zollfahnder kommen personell nicht hinterher“, so Harnack.

Der Gewerkschafter sieht darin auch vor dem Hintergrund des gesetzlichen Mindestlohns ein Problem: „Anfang letzten Jahres wurde die Lohnuntergrenze von 8,50 Euro eingeführt. Während der Bau seinen eigenen, viel höheren Mindestlohn hat, kamen für viele Betriebe – wie in der Gastronomie – neue Dokumentationspflichten dazu. Hier hätte es viel mehr FKS-Kontrollen geben müssen und nicht weniger.“

Zwar sei ein Teil der Zollbeamten auch zur Bewältigung der Flüchtlingssituation eingesetzt worden. Diese Amtshilfe sei auch enorm wichtig. Trotzdem müsse die FKS ihre Kernaufgabe wahrnehmen. „Das geht letztlich nur mit mehr Kontrolleuren, die auch im Landkreis Tübingen unterwegs sind. Denn je größer die Gefahr für Arbeitgeber ist, entdeckt zu werden, desto weniger werden sie beim Lohn tricksen“, sagt Harnack.

Die IG Bau fordert insgesamt 10 000 FKS-Kontrolleure bundesweit. Derzeit gibt es nur 6865 Planstellen, von denen sogar jede Elfte unbesetzt ist.

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Erstellt:
15.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 15.08.2016, 01:00 Uhr

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