Explosives beim Türhüter

Die Geschichte der Neckargasse: das Haus des Pulvermachers

Bei der Neckargasse 25 handelte es sich um das Wohnhaus des herzoglichen Pulvermachers aus dem frühen 16. Jahrhundert.

12.08.2016

Von Udo Rauch

Tübingen. Dessen wichtigste Aufgabe war die Herstellung von Schießpulver für die Festung Hohentübingen. Die zugehörige Pulvermühle, in der er das Schießpulver fabrizierte, lag gleich neben seinem Haus, aber außerhalb der Stadtmauer (bis vor kurzem Schuhaus Gahn). Dort fließt bis heute im Untergrund der Ammerkanal, der das Mühlwerk angetrieben hat.

Für die Anlage der Pulvermühle außerhalb der Stadt gab es gute Gründe: Die Herstellung von Schießpulver war ein gefährliches Handwerk. Schon der kleinste Funke genügte, um die Mühle in die Luft zu sprengen, was auch in der Neckargasse mehrfach geschah. Wegen der latenten Gefahr wurde die herzogliche Pulvermühle 1706 endgültig vor die Stadt an den Oberlauf des Ammerkanals verlegt.

Damit der Pulvermacher nicht immer umständlich durch das Neckartor „außen herum“ gehen musste, verfügte er über eine eigene Tür in der Stadtmauer, durch die er direkt in seine Mühle gelangen konnte. Das war eine ganz besondere Ausnahme, die nur ihm als herzoglicher Bediensteter gestattet war. Dafür erhielt er von der Stadt einen eigenen Stadtschlüssel. Er musste aber im Gegenzug auf dem Rathaus einen Eid ablegen, dass er wirklich niemanden anderen durch diese Tür ließ.

Dennoch galt die Pforte zur Pulvermühle als Schwachstelle in der Stadtmauer und der Pulvermacher geriet regelmäßig in den Verdacht, dass er gegen Geld vor allem kriminelle Elemente heimlich in die Stadt ein- und ausgelassen hat.

Der Beitrag ist Teil einer Reihe von Beiträgen zur Geschichte der Neckargasse. Anlass ist deren Sanierung. Autor ist Stadtarchivar Udo Rauch.