Sicherheit bei Umzügen in der Region

Die Fasnet soll nicht gefährlich sein

Die Macher der Narrenumzüge in den nächsten Tagen glauben alle nötigen Vorkehrungen getroffen zu haben, damit niemand zu Schaden kommt.

09.02.2018

Von Gert Fleischer

Heftig: Während sich ein Mädel nach dem Strohbad schüttelt, haben die Hexen das nächste schon fast ganz untergetaucht. Archivbilder: Fleischer

Heftig: Während sich ein Mädel nach dem Strohbad schüttelt, haben die Hexen das nächste schon fast ganz untergetaucht. Archivbilder: Fleischer

Nach dem Unglück beim Nachtumzug in Eppingen, bei dem Hexen einer 18-Jährigen in heißem Wasser die Beine verbrühten, fragen sich Leute, die gern Fasnetsumzüge besuchen, was dort für ihre Sicherheit getan wird.

Die größte Erfahrung hat die Narrenzunft Rottenburg, die am Sonntag zu ihrem großen Umzug mit 74 Gruppen lädt (Beginn: 13.30 Uhr). Zeremonienmeister Rolf Eissler, im Zivilberuf Rechtsanwalt, sagt, dass die Frage nach der Sicherheit schon Monate vor dem Umzug gestellt wird. Narrenrätin Simone Kluy, die seit 13 Jahren den Umzug zusammenstellt, prüfe vorher unter dem Aspekt: Welche Gruppen passen zu uns?

Belebendes, häufig aber auch derbes Element eines jeden Umzugs sind die Hexen. „Wir wollen übermäßige Hexenauftritte zurückführen“, sagt Eissler und weiß sich damit konform mit den Absichten der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Die Rottenburger Zunft nehme ihre eigenen Stadthexen in den Umzug und zusätzlich wenige befreundete Hexengruppen, „Leute, die man kennt“.

Im Umzug führen die Hexen laut Eissler keine Flüssigkeiten im Kessel mit sich, auch wenn immer wieder vom Hexensud gesprochen werde. Im Kessel seien Rauchpatronen, die für Schwaden und Gestank sorgen. Über diese Kessel würden keine Menschen gehalten, wie es anscheinend in Eppingen geschehen war.

Fasnetsumzüge können ganz zärtlich sein, wie hier in Ergenzingen vor drei Jahren: Riedhexe ohne Larve mit einem Mettstetter Saibär.

Fasnetsumzüge können ganz zärtlich sein, wie hier in Ergenzingen vor drei Jahren: Riedhexe ohne Larve mit einem Mettstetter Saibär.

Im Rottenburger Umzug fährt nur ein halbes Dutzend Wagen mit. Klar sei, dass sie Tüv haben müssen. Je nach Größe der Wagen gehen sechs bis zehn Leute links und rechts, vorne und hinten nebenher und achten darauf, dass die am Straßenrand stehenden Besucher nötigenfalls zwei Schritte zurückweichen.

Den Wagen von Gräfin Mechthild ziehen Pferde – auch das ein Gefahrenpotenzial. Die Zunft achte darauf, dass der Pferdehalter, der nötigenfalls am ehesten beruhigend auf die Tiere einwirken kann, mitläuft, sagt Eissler. Als Zugtiere werden Kaltblüter genommen, die ein ruhiges Naturell haben. Drittens würden die Pferde rechtzeitig auf den Umzug vorbereitet und dabei Geräuschen ausgesetzt, die bei einem Umzug üblich sind.

Die Narrenzunft weist alle eingeladenen Gruppen im Vorfeld darauf hin, welche Sicherheitsaspekte gewährleistet sein müssen. Dann gehe vor Beginn des Umzug noch jemand durch die Aufstellungszone und schaue nach. Personenkontrollen vorm Umzug seien dem Veranstalter nicht gestattet. Eissler: „Personenscanner wie auf dem Flughafen haben wir nicht.“

Ansonsten verweist Rolf Eissler auf die seit Jahren bewährte Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und Polizei. Die achten darauf, dass Zufahrten etwa für Krankenwagen frei bleiben. Eissler: „Wir können nur die Vorgaben von Polizei und Ordnungsamt einhalten, und das tun wir konsequent. Aber klar, es kann immer etwas passieren. Wir Juristen sprechen vom allgemeinen Lebensrisiko.“

Etwas wilder als der Rottenburger Umzug sind die in Seebronn und Ergenzingen, mit jeweils mehr als 50 Gruppen auch richtig groß. Zunftmeister Andreas Elsässer von den Narrenfreunden Seebronn sieht dem Umzug am Rosenmontag (Beginn: 14 Uhr) zuversichtlich entgegen. Umzugsmanager Björn Schöffel habe vom Ordnungsamt etwa zehn Seiten an Vorschriften und Anforderungen, die frühzeitig an die beteiligten Gruppen ausgehändigt würden.

Darin ist, wie Schöffel berichtet, detailliert vorgeschrieben, wie etwa Schlepper und Anhänger verkleidet werden müssen, damit kein Zuschauer unter die Räder oder zwischen Zugmaschine und Anhänger gerät. Die Seebronner schauten sich die Wagen vor Umzugsbeginn genau an und verlangten Nachbesserung, falls erforderlich. Alle Risiken ließen sich aber nicht ausschalten.

Gabi Schall, Chefin der Ergenzinger Narrenzunft, erkennt keine Defizite bei den Sicherheitsvorkehrung für den großen Umzug, der am Dienstag durchs Dorf zieht (Beginn: 13.30 Uhr). „Es gibt Vorschriften, die Wagen sind Tüv-abgenommen“, sagt sie. Im Umzug würden keine Hexenkessel mit brennendem Inhalt mitgeführt.

Bei jedem Wagen laufen sechs bis acht Begleiter nebenher und achten darauf, dass niemand zu nahe kommt. Wie die Rottenburger achteten die Ergenzinger schon bei der Umzugsplanung darauf, dass nur verlässliche Umzugsteilnehmer angeheuert werden. Schall: „Wir sind entspannt.“

Allen, mit denen wir sprachen, ist es ein Rätsel, wie ein Hexenkessel mit heißem Wasser in einen Umzug gelangt, und das wohl schon traditionell. Alle wollen dieses Mal besonders an ihre Umzugsteilnehmer appellieren, trotz aller Freude Vorsicht walten zu lassen.