Die Entdeckung von geschlechtsneutraler Kindermode

16.11.2017

Bild: pixabay

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Blickt man in die bunte Welt der Kindermode, bemerkt man sofort eine strenge Zweiteilung: Auf der einen Seite glitzern die Einhörner in pink und rot, auf der anderen Seite gibt es fast ausschließlich blaue und grüne Kleidung verziert mit Dinosauriern und Autos. Geschlechtsspezifische Kleidung ist charakteristisch für die heutige Kindermode. Doch langsam werden Stimmen laut, die sich gegen diese Stereotypen aussprechen und geschlechtsneutrale Kleidung befürworten oder sogar einfordern.

Die Kaufhauskette John Lewis aus Großbritannien hat es vorgemacht: Sie bietet Unisex-Mode für Kinder an. Es gibt orangefarbene Pullover mit Dinos für Mädchen sowie für Jungen. Das Etikett mit der Aufschrift „Boys & Girls“ soll verdeutlichen, dass diese Kollektionen nicht an ein Geschlecht gebunden sind, sondern als Unisex-Mode wahrgenommen werden sollen.

Gleiche Mode für alle?

Am Beispiel von John Lewis und den öffentlichen Reaktionen wird deutlich, wie gewagt dieser Schritt in Wirklichkeit ist. Befürworter und Gegner liefern sich heiße Wortgefechte um die Kleidung des Nachwuchses. Das Unternehmen sowie seine Fürsprecher meinen, man solle Eltern und Kinder selbst entscheiden lassen, was angezogen werden soll und was nicht. So würde auch eine größere Vielfalt an Kinderkleidung entstehen. Den Eltern sei es vor allem wichtig, dass die Kleidung für das Kind bequem und dem Alter entsprechend ist. Die Gegner der geschlechtsneutralen Kleidung allerdings empfinden diese als diskriminierend, als würde man versuchen das Geschlecht zu verändern oder gar zu negieren. Doch der Trend in Deutschland zeigt ganz andere Tendenzen, denn nie war eine geschlechtsspezifische Vermarktung von Kleidung, Lebensmitteln, Spielzeug und Accessoires so groß wie heute. Angefangen beim Überraschungsei für Mädchen bis hin zu Spielwaren für Jungen, die extra mit blauen Preisschilder ausgezeichnet sind – die Trennlinien sind scharf und schnell erkennbar.

Gender-Marketing oder Uni-Sex?

Ungeachtet erzürnter oder entzückter Eltern, gibt es immer mehr große Unternehmen, die auf geschlechtsneutrale Kinderkleidung setzen. Die breiteste Auswahl an geschlechtsneutraler Kinderkleidung für jedes Alter bietet das Online Shoppingportal LadenZeile.Wie dies in der Zukunft ankommen wird, bleibt spannend. Denn Spielzeug sowie Kinderkleidung werden oft von den Großeltern gekauft und verschenkt. Diese denken vielleicht noch in eher konservativen, traditionellen Strukturen. Fakt ist, dass sich der Einzelhandel immer an der Nachfrage der Kunden orientiert und diese scheinen unentwegt pinkfarbene Rüschenpullis und blaue Hemden mit Dinos einzufordern.

Was die Kleinen können…

Auch für Erwachsene haben große Marken wie Closed und Zara ihre eigenen Unisex-Kollektionen gestartet. Besonders schnell wird hier die Angst geäußert, dass bald alle Menschen uniform und völlig identisch durch die Gegend laufen könnten. Freunde des Einheitslooks postulieren dagegen, dass geschlechtsneutrale Kleidung ein klares Statement für Unabhängigkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung sei. Der Fokus würde hier eher auf die Persönlichkeit als auf die Kleidung gelegt werden. Ob nun Entrüstung oder Begeisterungsstürme durch geschlechtsneutrale Kleidung ausgelöst werden, in andere Bereichen wie beispielsweise bei Parfums und Taschen boomt der Trend zum Nosex-Produkt seit langem. Der deutsche Markt reagierte bislang noch etwas verhalten auf diese Entwicklung. Mit der Etablierung der Boyfriend-Jeans haben aber auch deutsche Modefirmen und Unternehmen einen kleinen Schritt zur massentauglichen Unisex-Mode gemacht. Es bleibt also spannend, ob sich geschlechtsneutrale Kleidung im großen Stil als salonfähig erweisen und von den Kunden angenommen werden wird.