Mercedes-Benz Trucks
Die Elektro-Lkw kommen
Batterie- und Wasserstoff-Lastwagen sollen Diesel-Fahrzeuge überholen. Doch die klassischen Verbrenner sind derzeit sehr gefragt. V
Früher mussten Autos mit Elektroantrieb möglichst klein und leicht sein. Mittlerweile hat die Elektrifizierung selbst die großen „Brummer“ erfasst: Mercedes-Benz Lkw hat am Dienstag mehrere Trucks vorgestellt und dabei die Senkung klimaschädlicher CO2-Emissionen in den Mittelpunkt gestellt. „2030 wollen wir in Europa mehr elektrische Lkw verkaufen als nicht-elektrische“, sagte das für Trucks verantwortliche Vorstandsmitglied Karin Rådström. Ein kohlendioxidneutraler Transport auf den Straßen bis 2050 sei das ultimative Ziel.
Komplett elektrifiziert und lokal CO2-neutral ist das von Oktober an in Wörth produzierte Modell eActros für den schweren Verteilerverkehr. In der zweiten Jahreshälfte 2022 soll der eEconic für den kommunalen Einsatz etwa zum Abfallsammeln folgen. Die perfekte Lösung, den Königsweg, gebe es bei den Antriebsarten allerdings nicht, heißt es von Mercedes-Benz. Mit Blick auf die verschiedenen Einsätze bei Kunden verfolgt die Lkw-Tochter von Daimler eine Doppelstrategie aus batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. Bei Strecken unter 500 Kilometern mit nicht allzu schwerer Last eigne sich Strom, bei schweren Gütern über 500 Kilometern Wasserstoff. Vom Gasantrieb oder Elektro-Oberleitungen auf Autobahnen, hat sich der Konzern verabschiedet.
Für 2024 ist die Serienreife für den ebenfalls batterieelektrischen noch größeren eActros „LongHaul“ geplant. 2027 sollen erste Serienfahrzeuge des GenH2 Truck mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellen-Antrieb an Kunden übergeben werden. Beide Fahrzeuge ermöglichen dann auch im Fernverkehr den lokal CO2-neutralen Transport.
Brennstoffzellen-Joint-Venture Cellcentric gegründet
„Es gibt noch viel mehr zu tun – sowohl in Sachen Infrastruktur als auch mit Blick auf verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen“, sagte Rådström. Um die Wasserstoffentwicklung voranzutreiben, hat die Daimler Truck AG im März 2021 gemeinsam mit der Volvo Group das Brennstoffzellen-Joint-Venture Cellcentric gegründet. Cellcentric soll einer der weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellensystemen werden. Mit Shell ist der Aufbau einer Wasserstoff-Tankinfrastruktur geplant. Bis 2024 werden auf der Strecke Rotterdam-Hamburg-Köln 150 Tankmöglichkeiten gebaut, ist der Plan.
Eine Kombination aus Radar- und Kamerasystem soll in die eigene Spur laufende Menschen oder Hindernisse erkennen, eine Warnung an den Fahrer abgeben und schließlich eine Teil- und Vollbremsung einleiten. Auch der Komfort der Lkw spielt angesichts der vielen fehlenden Fahrer eine wichtige Rolle, um Mitarbeiter anzuwerben. So wurde der Geräuschpegel in der Kabine reduziert. Eine bessere Sicht und bessere Sitzposition soll das Fahren weniger anstrengend machen.
Die Entwicklung modellübergreifender Sicherheits- und Assistenzsysteme findet auch in Neu-Ulm statt, sagte ein Sprecherin. An dem Bus-Standort gelte weiterhin für Maßnahmen wie Kurzarbeit bis Jahresende: „Wir fahren auf Sicht.“ Pandemie sei nach wie vor ein großer Faktor, Evobus blicke aber optimistisch in die Zukunft des Reisebusmarktes. Die Montage von Komponenten wurde bereits aus anderen Standorten, an denen höhere Beschäftigung herrscht, nach Neu-Ulm verlagert.
Zu dem von Iveco und Nikola präsentierten Ulmer Werk für elektrische Lastwagen, sagte Rådström: „Es ist immer wichtig, alle Wettbewerber ernstzunehmen. Das beste, was wir tun können, ist allerdings, uns auf unser Business zu konzentrieren und sicherzustellen, dass wir wettbewerbsfähig sind auch in der Zukunft mit der Zero-Emission-Strategie.“ Für den von November an ausgelieferten Diesel-Schwerlaster Actros L gibt es bereits 9000 Vorbestellungen.