Mainzer Experte mit schlimmer Prognose

Die Doping-Party von Rio

Dem Doping-Thema werden die Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio auch nicht entkommen, wenn die Wettkämpfe begonnen haben.

06.08.2016

Von DPA

Doping-Experte Perikles Simon stellt eine pessimistische Prognose für die Sommerspiele. Foto: dpa

Doping-Experte Perikles Simon stellt eine pessimistische Prognose für die Sommerspiele. Foto: dpa

Rio de Janeiro. Die große Frage nach dem Doping-Chaos um Russland ist: Wie sauber werden die Athleten bei den Olympischen Spielen miteinander wetteifern? Ob mit oder ohne die im staatlich organisierten Betrugssystem verstrickten russischen Sportlern: Der Mainzer Experte Perikles Simon behauptet, dass es die Spiele mit dem meisten Doping seit der Gründung werden. Der Grund: Veränderte Steroide oder Designer-Substanzen könnten durch begrenzte Analyse- und Testmöglichkeiten nicht aufgespürt werden – für ihn ist das „der Tiefpunkt“ in der Doping-Bekämpfung.

Für den Schutz der integren Athleten bei den Rio-Spielen glaubt das Internationale Olympische Komitee viel getan zu haben. Rund 5000 Doping-Tests werden während der 16 Wettkampftage gemacht. Zudem sind vor dem großen Sportspektakel 2200 Athleten aus 96 Ländern bei Zielkontrollen ins Visier genommen worden; insbesondere die aus Russland und Kenia. Analysiert werden können alle Proben der Spiele im Kontrolllabor in Rio, das nach einer Suspendierung durch die Wada, erst 15 Tage vor Olympia-Beginn wieder zugelassen wurde. Um die Erfolgschancen zu erhöhen, wurde von der Wada auf Initiative des IOC eine Taskforce mit Experten aus Nationalen Anti-Doping-Agenturen gegründet. Sie suchen intelligentere Wege, um Doper zu stellen.

Russland und Kenia, das bei der Leichtathletik-WM 2015 erstmals die Nummer eins im Medaillenspiegel war, standen und stehen am Doping-Pranger. „Ich glaube, dass Kenia eines der Länder ist, welches in den Fokus von weiteren Untersuchungen geraten muss“, sagte Dagmar Freitag, die Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages. „Ich warne aber davor, das auf Kenia zu beschränken.“

Mit Ausnahme der Weitspringerin Darja Klischina darf nach dem Komplett-Bann durch den Weltverband IAAF kein russischer Leichtathlet an den Spielen teilnehmen. „Die Spiele werden dadurch nicht ehrlicher sein“, meinte Thomas Kurschilgen, Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Es gebe in der Leichtathletik zahlreiche Indizien dafür, dass es weitere dopingbelastete Länder gebe.

„Immer noch gibt es Länder, die in ihrem Verständnis den Sport als alleiniges Mittel der nationalen Repräsentanz sehen“, erklärte Kurschilgen. „Wir konkurrieren weiterhin mit Ländern, wo Spitzenleistungen den Individuen großen sozialen, finanziellen Aufstieg ermöglichen und damit – wie in Kenia – Großfamilien ernährt werden können.“ Die eigentlichen Opfer seien die „ehrlichen Hochbegabten, denen immer weniger glauben, dass sie Leistung manipulationsfrei erbringen“.

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Erstellt:
06.08.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 06.08.2016, 06:00 Uhr

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