Pandemie

Die Corona-Kurve wird flacher – doch die Lage bleibt ernst

Die Krankenhäuser füllen sich mit Covid-19-Patienten, die Zahl der Toten steigt. Das Robert-Koch-Institut sieht jedoch einen Grund zu „vorsichtigem Optimismus“.

13.11.2020

Von HAJO ZENKER

Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts, informiert über die Infektionszahlen in Deutschland. Foto: Markus Schreiber/Pool/afp

Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts, informiert über die Infektionszahlen in Deutschland. Foto: Markus Schreiber/Pool/afp

Berlin. Die Corona-Lage ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) nach wie vor sehr ernst. Das Infektionsgeschehen nehme immer noch zu, Kliniken meldeten zunehmend Engpässe, die Zahl der Toten steige.

Wie sehen die aktuellen Zahlen aus? Das RKI meldete am Donnerstag 21?866 neue Ansteckungen. Am Tag zuvor waren es 18?487 gewesen. Am Donnerstag vergangener Woche hatte der Wert bei 19?990 gelegen. Ein Höchststand war am Samstag mit 23?399 Fällen erreicht worden. Für RKI-Chef Lothar Wieler sind die Zahlen „sehr hoch“, doch sei er „vorsichtig optimistisch“, denn: „Die Kurve flacht sich ab.“ Insgesamt gesehen gelte aber: „Wir müssen noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen.“

Gibt es Hoffnungsschimmer? Bei der Ausbreitung des Erregers spielt eine große Rolle, wie viele Menschen ein Erkrankter ansteckt. Hier sieht es besser aus: Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert genannt, lag laut RKI am Mittwochabend bei 0,89 (Vortag: 0,92). Das heißt, dass zehn Infizierte neun weitere Menschen anstecken. Liegt der Wert länger unter 1, flaut die Pandemie ab. Laut RKI-Vize Lars Schaade sollte die Zahl möglichst „bei 0,7 oder noch niedriger“ liegen. Ohne Corona-Maßnahmen würde der R-Wert laut RKI bei 3 bis 4 liegen.

Wie sieht es in den Kliniken aus? Hier nimmt die Belastung zu. Laut Wieler ist damit zu rechnen, dass Kliniken an ihre Grenzen kommen. Die Hälfte der Krankenhäuser melde Engpässe. Häufigster Grund sei Personal, das erkranke oder in Quarantäne müsse. Die Belegung der Intensivbetten steigt. Laut dem Register der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin liegen 3186 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, davon müssen 1813 beatmet werden. Vor einer Woche waren es 2653 (1422 beatmet), vor zwei Wochen 1696 (826) gewesen. 6600 Betten sind frei. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnt, wenn es bei täglich 20?000 Neuinfizierten bleibe, werde man noch im November „über 6000 Covid-19-Patienten gleichzeitig auf unseren Intensivstationen sehen“.

Was hat das für Folgen? Die Zahl der an oder mit Covid-19 Verstorbenen steigt – im Schnitt überlebt jeder vierte Corona-Patient die Behandlung in der Intensivstation nicht. Laut Lothar Wieler wird die Zahl der Intensivpatienten und der Toten weiter steigen. Das sei absehbar, weil jetzige Neuaufnahmen sich bereits vor zwei Wochen angesteckt haben. Ein Grund für die Todeszahlen ist, dass der Anteil älterer Personen unter den Covid-19-Fällen zunimmt – bei Älteren aber sind schwere Verläufe häufiger als bei Jungen. Aktuell stieg die Zahl der Todesfälle um 215 auf 11?982. Hajo Zenker

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Erstellt:
13.11.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 13.11.2020, 06:00 Uhr

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