Über die Planungen für den Europaplatz

Die Chance für Tübingen jetzt endlich nutzen

Es soll ja Tübinger geben, die nicht mehr glauben, dass sie einen neuen Europaplatz noch erleben werden. Was nicht an ihrem Alter liegt.

24.05.2017

Von Gernot Stegert

Zu oft wurde das zentrale Großprojekt für wichtig befunden – und doch verschoben. Jetzt aber sind die Chancen so groß wie nie, einen funktionsfähigen, zeitgemäßen Busbahnhof, einen attraktiven Platz am Eingang zur Innenstadt und Parkmöglichkeiten für Autos und Räder zu bekommen. Das ist die gute Nachricht vom Montagabend aus dem Planungsausschuss des Gemeinderats.

Die schlechte Nachricht heißt: Es sind noch jede Menge grundlegender Fragen offen: Wird es das nötige Autoparkhaus im Westen wirklich geben? Wo und wie werden die mehr als tausend Räder abgestellt? Wie sieht das Gebäude im Nordwesten des Platzes aus, wer zieht dort ein? Hat dort ein Konzertsaal Raum? Und deutlich wurde bei der Vorstellung der Planungen auch: Das Großprojekt wird eine voraussichtlich fünf Jahre dauernde Großbaustelle. Der logistische Aufwand – koordiniert mit anderen Baustellen – ist gigantisch. Baubürgermeister Cord Soehlke brachte es so auf den Punkt: „Dass die Nummer kein Ponyhof ist, ist uns allen klar.“

So bezweifelte Dietmar Schöning (FDP), dass der nördliche Teil des Busbahnhofs in Bauphase 4a für den Betrieb ausreiche und damit die gesamte Planung der Verwaltung aufgehe. Soehlke erwiderte, das ginge schon. Projektleiterin Katrin Korth verwies darauf, dass zu diesem Zeitpunkt im Westen ein Teil der neuen Fläche bereits fertig sei. Das war nur ein Beispiel aus einer kochkomplexen Planung und hochkomplizierten Diskussion. Man kann das Stöhnen der Einheimischen und Auswärtigen über die vielen Baustellen in Tübingen schon hören. Staus werden kommen; selbst wenn alles klappt, wie die Verwaltung es plant. Doch das Ergebnis wird – hoffentlich – für die Leidenszeit entschädigen.

Damit dies so kommt, müssen weitere Entscheidungen zügig fallen. Ein attraktiver oberirdischer Busbahnhof ist bereits seit 2015 beschlossen. Jetzt muss das Untergeschoss folgen. Denn eigentlich kann es gar keinen Zweifel geben, dass je eine Tiefgarage für Autos und Räder nötig ist. Wo sonst sollen weit über tausend Räder in Bahnhofsnähe unterbracht werden? Eine störende Rampe ließe sich übrigens mit einem großen Aufzug vermeiden. Und wo sonst sollen Autos aus dem Neckartal parken? Das Metropol ist schon voll, und noch mehr Verkehr übers Nadelöhr Steinlachbrücke zu führen, wäre absurd. Es würde nur Staus, lange Wege und viele Schadstoffe erzeugen. Eher ist über mehr als 100 Stellplätze in der Tiefgarage nachzudenken, was auch die Kosten je Platz senken würde.

Bei allem Komplizierten und Komplexen: Der Europaplatz muss und kann jetzt angepackt werden. Eine Aufteilung in Bausteine und -phasen erlaubt loszulegen, bevor der letzte Schritt im Detail geplant ist. Sonst wird vielleicht wieder nichts aus dem Projekt.