Baisinger Biermanufaktur

Bewahren & entwickeln

Der Bierumsatz ist noch immer nicht auf dem Niveau vor der Corona-Krise. Immerhin: Das Schlimmste scheint überstanden. Die Brauerei Baisinger investierte rund 3 Millionen Euro in eine neue Produktionsanlage und kann damit die Qualität verbessern und die Produktpalette erweitern.

03.06.2022

Von Andreas Straub

Bild: Unternehmen

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Die Baisinger Biermanufaktur investiert in die Zukunft: Ein Gebäude in der Mitte des Firmengeländes in der Baisinger Ortsmitte wurde abgerissen, neu aufgebaut und eine moderne Produktionsanlage eingebaut. Wie andere regionale Brauereien verkauft der Familienbetrieb überdurchschnittlich viel Bier in Fässern und ist stark von Umsätzen der Gastronomie und Festen abhängig. „Das Ausgehverhalten ist noch nicht wie vor der Krise“, sagt Paul Teufel, der zusammen mit Vater Edmund Teufel und Onkel Paul senior die Brauerei führt. „Die Leute verweilen kürzer in der Gastronomie und trinken dort weniger.“ Die Außengastronomie nehme allerdings zusehends Fahrt auf. „Wir schauen optimistisch nach vorne“, sagt Teufel.

Die glänzenden Tanks und Edelstahlrohre der neuen Produktionsanlage sind auf engem Raum verbaut. „Wir haben den Platz zwischen Gärkeller und Abfüllung ideal ausgenutzt“, sagt Teufel. Der 35-jährige Diplom-Braumeister war von Anfang an bei der Planung und Umsetzung des 3 Millionen Euro teuren Projekts dabei. Das Ziel: Die Qualität der bisherigen Biere signifikant zu verbessern und künftig alkoholfreie Biere und Mischgetränke herstellen. Qualität wird in Baisingen groß geschrieben. Dies belegen auch die zahlreichen internationalen Auszeichnungen.

Teufel hat an der Technischen Universität München studiert und dort seinen Abschluss als Diplom-Braumeister gemacht. Danach sattelte er ein duales Studium als Wirtschaftsingenieur bei der Rothaus Brauerei oben drauf. Er ließ sich zum Biersommelier fortbilden und ist seit 2014 im Familienbetrieb tätig. „Eigentlich schon seit meiner Geburt“, sagt Teufel schmunzelnd. „Ich darf die Brauerei in der 10. Generation führen. Das ist eine große Verantwortung und eine Riesenchance.“ Zum Bewahren gehört auch die Weiterentwicklung.

Ein Branchentrend geht schon länger zu bierähnlichen Produkten und alkoholfreien Getränken. Diese konnte Baisinger mit den bisherigen Produktionsanlagen nicht herstellen. „In die Planung der neuen Anlage ist viel Energie reingeflossen“, sagt Teufel. Gebaut hat sie die Firma Kieselmann. „Vor allem die Schnittstellen waren eine Herausforderung“, so Teufel.

Nach umfangreichen Vorbereitungen ging der eigentliche Bau los: Das bestehende Lagergebäude wurde abgerissen und bis auf die Bodenplatte zurückgebaut. Darunter befindet sich ein großer Gewölbekeller. Weil die neue Produktionsanlage über hundert Tonnen wiegt, mussten einige Decken mit zusätzlichem Armierungsstahl verstärkt werden. Für den Braumeister der Höhepunkt: Als die neuen Tanks mit einem Kran durchs Dach hinein gehoben wurden. „Die Alternative wäre gewesen, auf der grünen Wiese zu bauen“, berichtet Teufel. Allerdings hätte er dann mit langen Wegstrecken und Pumpen arbeiten müssen und es wären zusätzlich Flächen versiegelt worden. Das war nicht gewollt. Während der gesamten Bauzeit braute Baisinger weiter, ein Teil der neuen Anlage ging kurz darauf bereits wieder in Betrieb, bevor alles fertiggestellt wurde.

Edmund (links) und Paul Teufel sind die beiden Geschäftsführer der knapp 250-jährigen Baisinger Biermanufaktur. Bild: Unternehmen

Edmund (links) und Paul Teufel sind die beiden Geschäftsführer der knapp 250-jährigen Baisinger Biermanufaktur. Bild: Unternehmen

„Wir haben in die neueste Technik auf dem Markt investiert und eine Anlage bekommen, die deutschlandweit einmalig ist“, sagt Teufel. Der Standardisierungsgrad sei hoch. Jeder Tank, jeder Motor, alles kann über einen Touchscreen überwacht und optimiert werden. Großen Wert wurde auch auf die Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit gelegt. „Dies erhöht die Investitionskosten zwar deutlich, ist aber auf lange Sicht richtig“, sagt Teufel. Der Trend zur Regionalität kommt dem Familienbetrieb mit 24 Mitarbeitern in Produktion, Technik, Logistik, Büro und Außendienst dabei eher entgegen. Hofläden und andere Direktvermarktungsformen boomen. „Die Leute wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen“, sagt Teufel. Den Hauptumsatz erzielt die Brauerei über den Handel, aber auch Gastronomie und Großveranstaltungen machen normalerweise einen großen Teil des Umsatzes aus. Der Betrieb kam insgesamt gut durch die Corona-Pandemie. „Wir haben in den Jahren zuvor gut gewirtschaftet“, so Teufel, „und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sehr gute Arbeit geleistet.“

Auf der neuen Anlage produziert Baisinger ein alkoholfreies Hefeweizen aus obergäriger Hefe des eigenen Hefestamms und ein Naturradler mit Fruchtanteil. Das alkoholfreie Hefeweizen wird in einem speziellen brautechnischen Verfahren hergestellt. Es ist um über 40 Prozent kalorienreduziert, isotonisch sowie vitaminhaltig und damit ideal für Sportler. „Teufels-Radler“ wird aus Baisinger Spezial mit einer naturtrüben Limonade mit Zucker aus Rüben und einem Fruchtanteil von 6 Prozent hergestellt. Ebenfalls neu ist das Baisinger Helles und das Baisinger Zwickel, in der alten Euro-Flasche und einem Etikett wie einst.