Umwelt

Die Auwaldzecke breitet sich aus

Das Krabbeltier sucht schon bei vier Grad Celsius nach Wirten. Zahl der FSME-Falle verdoppelt sich 2020.

19.01.2021

Von LSW

So sieht eine Auwaldzecke aus. Foto: Patrick Pleul/dpa

So sieht eine Auwaldzecke aus. Foto: Patrick Pleul/dpa

Stuttgart. Dermacentor reticulatus. Hinter dem lateinischen Namen versteckt sich die Auwaldzecke, ein kleines und dennoch nicht waffenloses braunes Krabbeltier, das früher vornehmlich in Sachsen und Sachsen-Anhalt zu finden war, sich jetzt aber deutschlandweit ausbreitet und vor allem für Hunde und Pferde zum gefährlichen Begleiter wird.

Der größte Freund der Auwaldzecke – auch Winterzecke genannt – ist der Klimawandel. Es wird wärmer. Das kommt der Buntzeckenart schon seit längerem sehr entgegen.

Sie sucht im Gegensatz zu ihren seit Jahren etablierten Verwandten schon bei Temperaturen um die vier Grad aktiv nach Wirten, die sie stechen könnte. Und damit steigt das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkranken, die durch Zecken übertragen werden – etwa an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?–, auch wenn die Gefahr noch sehr gering ist.

Die meisten FSME-Infizierten bleiben beschwerdefrei. In schweren Fällen kann diese Viruserkrankung aber zu einer Gehirnentzündung und zu einer Schädigung des Rückenmarks führen. Aus Baden-Württemberg sind 2020 insgesamt 351 FSME-Fälle übermittelt worden, mehr als doppelt so viele wie 2019 mit 172 Fällen.

Stechen Menschen selten

Forscher gehen davon aus, dass schon eine FSME-Übertragung von der Auwaldzecke auf Menschen stattgefunden hat, aber dass das bisher nicht häufig vorkommt. So hatten von den bei einer Sammlung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover eingesendeten Auwaldzecken nur 0,36?Prozent einen Menschen gestochen.

Sticht die Zecke dagegen Hunde oder Pferde, kann sie noch eine unliebsame Überraschung mit im Gepäck haben. Denn neben den üblichen Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, ist sie Überträger der Babesiose oder „Hundemalaria“, einer Erkrankung, die man früher nur aus dem Ausland kannte. Sie verursacht hohes Fieber, außerdem kann sie rasch zum Tode führen, weil sie die roten Blutkörperchen zerstört. Die Tierärztin Tina Hölscher empfiehlt: „Tierhalter sollten ihr Tier ab sofort ganzjährig gegen Zecken schützen.“ dpa